05 Dez 2024
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Autor:
red/ag
/ Sima Prodinger
Mit über 470 Millionen ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden und einer Wertschöpfung von mehr als 10 Milliarden Euro jährlich*, kommt der Freiwilligenarbeit in Österreich eine hohe Bedeutung zu und macht Freiwillige zu einem unverzichtbaren Teil der Gesellschaft. Eine aktuelle Studie von Erste Bank und Sparkassen zeigt, wie die Österreicher:innen zur Freiwilligkeit stehen und was sie sich von Unternehmen erwarten.
Wenn es um die persönliche soziale Verantwortung geht, engagiert sich jede:r Dritte in Österreich in der Freizeit ehrenamtlich, fast die Hälfte (46%) davon in Vereinen. 18% sind freiwillig bei der Feuerwehr tätig, hier vorallem Männer (26%). Bei sozialen Diensten sind 16% der Freiwilligen tätig, bei der Rettung sind es 11%, in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ist es jede:r Vierte. Dass freiwilliges Engagement insbesondere im ländlichen Raum eine höhere Bedeutung genießt, zeigt die Tatsache, dass der Freiwilligenanteil in Orten mit unter 5.000 Einwohner:innen mit 42% über dem österreichweiten Wert liegt.
Österreicher:innen sehen Unternehmen bei sozialer Verantwortung in der Pflicht
Die hohe Bedeutung des sozialen Engagements in Österreich beschränkt sich aber nicht nur auf den privaten Raum. So halten es mehr als acht von zehn Österreicher:innen für wichtig, dass auch Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen. Sie halten vor allem die Verantwortung für Mitarbeitende (88%), Klima- und Umweltschutz (60%) sowie die Verantwortung für die Region für zentral (55%). Aber auch Inklusion (53%), ethisches Handeln (43%) und das Vorantreiben der Wirtschaft (40%) ist für viele Teil der unternehmerischen Verantwortung. Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich: „Die Ergebnisse zeigen klar, dass Unternehmen, die Verantwortung übernehmen und sinnvolle Initiativen fördern, nicht nur einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, sondern damit auch ihre eigene Zukunftsfähigkeit stärken.“
Maßnahmen im Tätigkeitsbereich des Unternehmens mit Priorität
Obwohl die Österreicher:innen sozialer Tätigkeit von Unternehmen eine hohe Bedeutung beimessen, zeigen sie gewisse Vorbehalte im Zusammenhang mit den Motiven der Unternehmen: 63% vermuten Imagegründe, 53% Employer Branding und 40% die Absicht Neukund:innen zu gewinnen hinter den sozialen Maßnahmen von Unternehmen. Für ein Viertel der Österreicher:innen hingegen sind auch die Stärkung des Standortes oder die Firmenphilosphie potenzielle Motive für soziale Maßnahmen von Unternehmen. Holzinger-Burgstaller dazu weiter: „Soziale Verantwortung ist keine Einbahnstraße, sondern eine Win-Win-Situation. Geht es den Menschen gut, geht es auch den Unternehmen gut.“
Im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen bevorzugt der Großteil der Österreicher:innen konkrete Schritte, die die Expertise der Unternehmen miteinbezieht. So sehen 85% Förder- und Bildungsprogramme als sinnvoll an, 84% zur Verfügung gestellte Infrastruktur bei Notfällen. Knapp acht von zehn ist wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden in ihrer Freiwilligkeit – unabhängig wo – unterstützt. Und jeweils 73% erachten inklusive Maßnahmen sowie die Hilfe zur Selbsthilfe im Bereich des Unternehmens für sinnvoll. Reine Sachspenden (57%), Sponsoring (50%) oder Geldspenden (48%) hält rund die Hälfte der Befragten für sinnvolle Maßnahmen. Holzinger-Burgstaller: „Die Erste Bank wurde vor 205 Jahren mit dem Zweck gegründet, allen Menschen zu finanzieller Gesundheit und Zugang zu Vermögensaufbau zu verhelfen. Unser soziales Engagement ist tief in unserer Geschichte verwurzelt und ein wichtiger Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Die Zweite Sparkasse als Teil dessen unterstützt Menschen, die von Armut, Schulden und sozialer Ausgrenzung betroffen sind mit vielfältigen Lösungsansätzen und Leistungen. Uns geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Es muss immer eine Perspektive für Zukunft geben.“
Zweite Sparkasse: Hoffnung und Perspektive für ein besseres Leben
Im Kontext der hohen Bedeutung sozialer Verantwortung, des großen Engagements der Österreicher:innen und ihrer Präferenz zu Maßnahmen im Bereich der Expertise der Unternehmen leistet die Zweite Sparkasse einen Beitrag zur Unterstützung jener, die aufgrund finanzieller Schwierigkeiten im klassischen Finanzsystem nur eingeschränkten Zugang zu Bankdienstleistungen haben. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 hat sie mit Hilfe von über 350 freiwilligen Mitarbeiter:innen mehr als 25.000 Menschen auf dem Weg zurück in ein geordnetes Finanzleben begleitet. Carmencita Nader, Leiterin des Social Banking der Erste Bank Oesterreich und ehrenamtliche Vorständin der Zweite Sparkasse (Bild): „Wir verstehen uns als Bank für Menschen, die im klassischen Finanzsystem keine Chance auf tiefgreifende, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung und Leistungen haben. Unsere Mission ist es, nicht nur akute Notsituationen zu bewältigen, sondern langfristige Perspektiven zu schaffen und Hoffnung zu geben.“
Neben ihrem Zweck unterscheidet sich die Zweite Sparkasse auch im Hinblick auf die Bedürfnisse ihrer Kund:innen von herkömmlichen Banken. Mit Lösungen wie dem Betreuten Konto, dem Mikrokredit fürs Wohnen oder einem Glücksspielschutz hilft die Zweite Sparkasse ihren Kund:innen die finanziellen Herausforderungen des Alltags zu bewältigen. „Für viele Kund:innen bedeutet die Unterstützung durch die Zweite Sparkasse nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch eine neue Perspektive für ihre Zukunft“, so Nader weiter.
Strategische Erweiterung: Präventive Unterstützung gefährderter Zielgruppen
Wie relevant die Zweite Sparkasse auch mehr als 18 Jahre nach ihrer Gründung ist, zeigen Zahlen des Schuldenreports 2024 der ASB Schuldnerberatung: So haben im Jahr 2023 insgesamt rund 60.500 Personen und damit 8% mehr als im Vorjahr eine Schuldenberatung in Anspruch genommen, 21.600 davon erstmalig – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 17% und so viele wie zuletzt vor zwölf Jahren. Nader bemerkt außerdem eine Entwicklung: „Wir sehen in den letzten Jahren eine Veränderung. Die Menschen, die zu uns kommen, werden immer jünger und sind vermehrt weiblich.“ Um dem gegenzusteuern erweitert die Zweite Sparkasse ihr Ziel im Rahmen einer strategischen Erweiterung künftig von der Hilfe bereits in Notsituationen geratener Personen um die Prävention gefährdeter Zielgruppen.
Im Fokus stehen dabei junge Erwachsene und alleinerziehende Frauen – zwei Gruppen, die aufgrund von geringem Einkommen, fehlender Bildung oder mangelnden Chancen besonders gefährdet sind, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. So sind 44% der armutsgefährdeten Personen in Österreich unter 35 Jahren alt, 42% sind Frauen über 18. „Besonders junge Menschen benötigen Unterstützung beim Übergang in ein unabhängiges Leben, bei der Finanzplanung, den laufenden Kosten sowie im Umgang mit Risiken wie Impulskäufen und Glücksspiel“, so Nader. Zum Tag der Freiwilligkeit zeigt sich die ehrenamtliche Vorständin dankbar, denn: „Ohne die über 360 aktiven beziehungsweise ehemaligen Mitarbeiter:innen der Sparkassengruppe, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich für die Zweite Sparkasse arbeiten, wäre das alles nicht möglich.“
*Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz