25 Nov 2024
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Autor:
red/ag
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Mehr als sechs von zehn Menschen (64%) in Österreich rechnen damit, dass der Klimawandel sie zwingt, ihre Lebensweise zu ändern. Das geht aus der jüngsten jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) hervor. Die Befragten nannten den Klimawandel nach den Lebenshaltungskosten und hoher Migration als drittgrößte Herausforderung ihres Landes. Viele sind davon überzeugt, dass höhere Investitionen in die Klimaanpassung jetzt höhere Kosten in der Zukunft verhindern werden.
Österreich hat in letzter Zeit stark unter extremen Wetterereignissen gelitten. In mehreren Regionen forderten schwere Überschwemmungen Menschenleben und richteten vielerorts Schäden an. Naturkatastrophen werden häufiger und heftiger. Der Klimawandel fordert einen zunehmend höheren wirtschaftlichen Tribut. Und Wissenschafler warnen, dass solche Katastrophen immer teurer werden dürften. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur[1] ist Europa aktuell der Kontinent mit der stärksten Erwärmung, und mit steigenden Temperaturen dürfte auch Extremwetter häufiger werden. Das gefährdet die Infrastruktur und bedroht die Stabilität der Wasser- und Lebensmittelversorgung weltweit. Und es zeigt, dass wir dringend umfassende Anpassungsstrategien brauchen.
EIB-Vizepräsident Thomas Östros: „Die Klimaanpassung ist nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch eine strategische Investition in die Zukunft Österreichs.Mit Beratung und Finanzierungen hilft die EIB Gesellschaften, klimaresilient zu werden und die wirtschaftlichen Chancen der Anpassung zu nutzen.Wir müssen heute handeln. Denn das dämmt die Kosten in der Zukunft ein. Gleichzeitig schaffen wir Arbeitsplätze und sichern künftigen Generationen eine nachhaltige, prosperierende Wirtschaft.Die EIB hilft Österreich weiterhin mit Know-how und Krediten, diese wichtige Wende voranzubringen.“ Die EIB veröffentlicht heute ihre siebte jährliche Klimaumfrage. Darin äußern sich mehr als 24 000 Menschen in der EU und in den USA zum Klimawandel. In Österreich haben 1 004 Befragte an der Umfrage im August 2024 teilgenommen.
Wichtiges Thema
Für die Befragten in Österreich ist der Klimawandel nach den steigenden Lebenshaltungskosten und hoher Migration die drittgrößte Herausforderung ihres Landes. In diesem Zusammenhang gab es folgende Ergebnisse: 94 % der Befragten in Österreich (dies entspricht in etwa dem EU-Durchschnitt) halten eine Anpassung an den Klimawandel für notwendig. Für 37 % (13 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt von 50 %) hat sie in den kommenden Jahren Priorität, und für 57 % ist sie wichtig.
Die Klimaanpassung wird auch als wirtschaftliche Chance und langfristige Investition für das Land verstanden: 79 % der Befragten sagen, Investitionen in Klimaanpassung könnten Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft ankurbeln (7 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt). 79 % sind der Meinung, man müsse jetzt in die Anpassung investieren, um höheren Kosten in der Zukunft vorzubeugen (6 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt).
Klimawandel und Änderung der Lebensweise
Die Menschen in Österreich erkennen nicht nur das wirtschaftliche Potenzial einer Anpassung an den Klimawandel, sie sehen nach persönlichen Erfahrungen mit Extremwetter auch dringenden Handlungsbedarf: 73 % (7 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt) haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens einmal Extremwetter erlebt. Genauer gesagt haben 49 % extreme Hitze und Hitzewellen erlebt (6 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt), 38 % schwere Stürme oder Hagel und 25 % Überschwemmungen (5 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt).
Die Folgen von Extremwetter sind konkret und vielfältig. 65 % der Befragten in Österreich haben eigenen Angaben zufolge mindestens eine direkte Folge von Extremwetter erlebt (etwas unter dem EU-Durchschnitt von 68 %). Bei 27 % waren es Verkehrsstörungen (6 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt), 23 % berichten von zerstörten Waldflächen oder Naturgebieten in der Nähe ihres Wohnorts, und bei 21 % waren es Schäden an privatem Eigentum.
Deshalb ist den Österreicherinnen und Österreichern klar, dass es ohne Anpassung nicht geht: 64 % (8 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt) gehen davon aus, dass sie ihre Lebensweise wegen des Klimawandels ändern müssen. 26 % (9 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt) vermuten, dass sie an einen sicheren Ort umziehen müssen, vielleicht auch nur lokal, um Überschwemmungen, Waldbränden oder anderen Formen von Extremwetter zu entgehen. 22 % sagen, sie müssen in eine kühlere Region oder ein kühleres Land ziehen (6 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt). Wer sich persönlich an den Klimawandel anpassen will, muss gut informiert sein. 82 % der Menschen in Österreich (deutlich über dem EU-Durchschnitt von 71 %) fühlen sich darüber informiert, was sie tun können, um ihre Wohnungen und Häuser sowie ihre Lebensweise wirksam anzupassen. Allerdings wissen fast sechs von zehn Befragten (59 %) nicht, welche staatlichen Hilfen oder finanziellen Anreize es für solche Maßnahmen gibt.
Prioritäten bei der Anpassung
Die folgenden Maßnahmen haben für Österreicherinnen und Österreicher bei der lokalen Klimaanpassung Priorität: Abkühlung der Städte (46 %), Verbesserung der Infrastruktur, zum Beispiel bessere Entwässerungs- und Hochwasserschutz-Systeme, Unwetter-Schutzräume oder stabilere Stromnetze (38 %), Bessere Isolierung von Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden (33 %, 5 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt).
Die Frage, wer für die Klimaanpassung bezahlen sollte, beurteilen die Befragten so: Gut ein Drittel (34 %) findet, Unternehmen und Branchen, die am stärksten zum Klimawandel beitragen, sollten die Kosten tragen. Knapp ein Drittel (31 %) würde die Kosten gleichmäßig auf alle verteilen 12 % meinen, wohlhabendere Personen sollten die Kosten über höhere Steuern tragen. Wer soll bei der Anpassung zuerst unterstützt werden? 38 % sagen, alle sollten gleich gefördert werden. 27 % sagen, ältere Menschen sollten Vorrang haben. 23 % sagen, Menschen in Hochrisikogebieten sollten vorrangig unterstützt werden. In der Frage, wer überhaupt bei der Anpassung unterstützt werden soll, blicken die Befragten über den nationalen Tellerrand hinaus. Die meisten Österreicherinnen und Österreicher (mit 56 % knapp unter dem EU-Durchschnitt von 57 %) sehen bei der Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen globalen Handlungsbedarf. Sie sagen, ihr Land sollte den am stärksten betroffenen Entwicklungsländern mehr helfen, sich an die zunehmenden Folgen des Klimawandels anzupassen.
Hintergrundinformationen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Die Bank vergibt Mittel für solide Projekte, die zu den Kernzielen der EU beitragen. EIB-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Sie fördern Innovationen und beschleunigen den Übergang zur Klimaneutralität.