Bildung und Qualifikation gelten als Schlüsselbaustein in der Entwicklung zur Kreislaufwirtschaft. Darum erweitert BauKarussell sein niederschwelliges Bildungsangebot für die Sozialwirtschaft in diesem Bereich und durfte die Baustelle der Technisch-Gewerblichen Abendschule des bfi Wien für Übungszwecke bespielen. Die ‚BauKarussell-Akademie‘ verlässt als letzte Bildungseinrichtung die Räumlichkeiten in der Plößlgasse 13.
Für die Entwicklung zur Kreislaufwirtschaft ist Bildungsarbeit auf allen Ebenen notwendig. „Circular Economy“ hält Einzug in Universitäten und Fachhochschulen, unter anderem in den Bereichen Wirtschaft, Architektur und Abfallwirtschaft. Um aber all die Ideen und Strategien Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es Umsetzer:innen, Demonteur:innen und Urban Miner. Berufsbilder, die sich momentan entwickeln. BauKarussell, eine Genossenschaft für Social Urban Mining, arbeitet seit 2016 mit sozialwirtschaftlichen Einrichtungen aus ganz Österreich daran, Kreislaufwirtschaft bei großvolumigen Bauprojekten umzusetzen. Vor zwei Jahren wurde ein erstes, niederschwelliges Angebot zu Teilqualifizierung von Transitarbeitskräften ins Leben gerufen. Nun folgen gleich zwei neue Bildungsformate, die sich an Arbeitsanleiter:innen in der Sozialwirtschaft richten.
„Social Urban Mining lebt davon, Wissen und Erfahrungen zu teilen. Je mehr wir diese Idee im Sinne des Gemeinwohls verbreiten, desto besser. In den kommenden Jahren werden wir viele gut ausgebildete Fachanleiterinnen benötigen, um gemeinsam mit ihnen und den Job-TransFair- Transitarbeitskräften Gebäude ressourcenschonend und verwendungsorientiert zurückzubauen.“ meint Mag. Thomas Rihl, Geschäftsführer der Job-TransFair GmbH und Aufsichtsratsmitglied bei BauKarussell e.Gen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelt ein Konsortium aus Job-TransFair und dem Österreichischen Ökologie-Institut unter Leitung von BauKarussell die Kurse „Social Urban Mining für Fachanleiter:innen“ und „Die Social Urban Mining Baueinleitung“. Ersteres beinhaltet Grundlagen zur Kreislauf- und Abfallwirtschaft wie auch Angebotslegung und Administration von Bauprojekten. Im zweiten Format wird die verpflichtende Baueinleitung zu Projektbeginn durchgespielt.
Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen und AK Wien ermöglichen Ausbau des Kursangebots Für Entwicklung und Pilotierung der Kurse konnten die Abfallvermeidungs-Förderung der Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen und die Arbeiterkammer Wien (AK Wien) gewonnen werden. Zusätzlich unterstützte die AK Wien mit Verpflegung, Schulungsräumen und einer Übungsbaustelle. Zum Pilot der beiden neuen Formate reisten von 14. – 17. Oktober insgesamt zehn Arbeitsanleiter:innen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland an. Highlight war der Praxistag bei dem auf der Baustelle der Technisch-Gewerblichen Abendschule (TGA) des bfi Wien zahlreiche Situationen nachgestellt und erprobt werden konnten. Mit einem Arbeitsteam der KÜMMEREI (Trägerin Job-TransFair / bfi Wien) wurden unter Leitung von Thomas Hatvan übliche Gewerke geübt. Die zukünftigen Social Urban Mining-Fachanleiter:innen entfernten Teppichfliesen, verklebte PVC-Böden, Elektroinstallation und abgehängte Decken.
Feierlicher Abschluss des letzten Kurses in der Plößlgasse 13 Zum erfolgreichen Abschluss der Testdurchläufe lud BauKarussell zur Übergabe der Teilnahmebestätigungen in die Baustelle der TGA. AK-Wien Direktorin Silvia Hruška-Frank überreichte den stolzen Fachanleiter:innen die Urkunden und Dipl.-Ing. Philipp Hietler (Verpackungskoordinierungsstelle) sowie Mag. Thomas Rihl (Geschäftsführer Job-TransFair, Aufsichtsrat BauKarussell e.Gen.) gratulierten. Die BauKarussell-Akademie verlässt somit als letzte Bildungseinrichtung die Räumlichkeiten der TGA. Zu den zukünftigen Umsetzer:innen von Social Urban Mining gehören nun Arbeitsanleiter:innen vom Demontage- und Recyclingzentrum der Wiener Volkshochschulen, der Volkshilfe Wien, dem Burgenländischen Schulungszentrum, der Gemeinnützigen Sanierungs- und Beschäftigungs-GmbH, Start Working und dieRadstation (ein Teilbetrieb von TRENDwerk).
Über BauKarussell BauKarussell ist der erste Anbieter für Social Urban Mining – verwendungsorientierten Rückbau mit sozialem Mehrwert und besonderem Fokus auf der Wiederverwendung (Re-Use) von Bauelementen. Das BauKarussell-Team begleitet seit 2016 Bauherr:innen bei Rückbauplanung und -durchführung und steigert die Wertschöpfung vor dem maschinellen Abbruch. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden wiederverwendbare Bauelemente vermittelt und recyclingfähige Baustoffe der stofflichen Verwertung zugeführt. Die operativen Arbeiten werden durch im Gebäude vorhandene Wertstoffe mitfinanziert. Durch die Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben der Sozialwirtschaft erhalten am Arbeitsmarkt benachteiligte Personen Jobtraining, Qualifizierung und neue Chancen für einen Wiedereinstieg.
Die
BauKarussell Genossenschaft wurde 2022 gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören (in alphabetischer Reihenfolge) bauXund forschung und beratung GmbH, Die Wiener Volkshochschulen GmbH, Hilfeeinrichtung der Caritas der Erzdiözese Wien, Job-TransFair gemeinnützige GmbH, materialnomaden GmbH, Dipl.-Ing. Dr. Markus Meissner, Matthias Neitsch, Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, pulswerk GmbH, Re-Use Austria, Rena Romm, Dipl.-Ing. Thomas Romm ZT und Mag. Sonja Zumpfe. Zu den Auftraggebern von BauKarussell zählen österreichweit u.A. die Bundesimmobiliengesellschaft BIG, gemeinnützige Bauträger wie SOZIALBAU AG und WBV-GPA, die Stadt Wien, Bundesländer (OÖ, Stmk) sowie das Klimaschutzministerium.