Mit der Benennung nach weiblichen Persönlichkeiten setzt aspern Seestadt erneut ein sichtbares Zeichen für Gleichstellung.

Die Seestadt wächst – und mit ihr das Straßen- und Wegenetz. Acht weitere Frauen werden zukünftigen Straßen und Wegen in der Seestadt ihre Namen verleihen.
Östlich der zukünftigen co-kreativen Meile zwischen dem Zaha-Hadid-Platz und dem Nelson-Mandela-Platz sind das die großen österreichischen Künstlerinnen Senta Wengraf und Friederike Mayröcker. Die Erfinderin Mária Telkes und die Forscherin Edith Neumann sind die neuen Namenspatroninnen im südöstlichen Gewerbequartier mit dem Schwerpunkt Produktion & Innovation. Dort haben sich bislang schon die Geothermieanlage der Wien Energie, der Technologieriese HOERBIGER oder die international erfolgreichen Biopharmazeut*innen von Biomay angesiedelt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Seestadtstraße, angrenzend an den östlichen Grünzug der Seestadt, werden Sportbegeisterte in Zukunft an die Fußball-Pionierin Edith Klinger und die Schwimmerinnen Judith Deutsch und Bertha Zahourek denken, wenn sie zum Trainingscampus des ÖFB und ab 2030 zum neuen Hallenbad der Stadt Wien spazieren.
Der jüngst nach Olympia-Schwimmerin Bertha Zahourek benannte Weg wird zukünftig zum dort geplanten Hallenbad führen. Bereits 2023 wurde Jina Mahsa Amini im Westen der Seestadt der Straßenzug zwischen Sonnenallee und Zaha-Hadid-Platz gewidmet. Die nach ihr benannte Allee steht für die Solidarität mit allen Iraner*innen, die sich für Freiheit und Demokratie einsetzen.
Über die Namensgeberinnen der neu benannten Straßen:
Friederike-Mayröcker-Straße: Friederike Mayröcker (1924–2021) zählt zu den bedeutendsten Stimmen der österreichischen Literatur. Sie ist unter anderem Preisträgerin des Georg-Büchner- und des Österreichischen Buchpreises.
Senta-Wengraf-Gasse: Die Theater- und Filmschauspielerin Senta Wengraf (1924–2020) wirkte in rund 20 Filmen mit und prägte über Jahrzehnte die Bühnen und Fernsehschirme Österreichs und Deutschlands.
Judith-Deutsch-Weg: Die mehrfache Schwimmmeisterin Judith Deutsch-Haspel (1918-2004) war bereits mit 15 Jahren österreichische Meisterin und hielt zahlreiche nationale Rekorde. Sie wurde 1935 zur Sportlerin des Jahres gewählt und erhielt 1936 das „Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich“.
Bertha-Zahourek-Weg: Auch Bertha Zahourek (1896–1967) war eine österreichische Pionierin des Frauenschwimmsports und eine der ersten österreichischen Olympiamedaillen-Gewinnerinnen.
Edith-Klinger-Weg: Die gebürtige Wienerin Edith Klinger (1911-1993) gilt als Pionierin des Frauenfußballes. Sie war nicht nur aktive Spielerin, sondern auch als erste Frau durch den Österreichischen Fußballbund geprüfte Schiedsrichterin.
Mária-Telkes-Weg: Mária Telkes (1900–1995) promovierte in Chemie und Physik. Während ihrer Tätigkeit in den USA entwarf sie unter anderem eine solarbetriebene Entsalzungsanlage, die Meerwasser trinkbar machte, und war an der Entwicklung des ersten ausschließlich mit Solarenergie beheizten Hauses beteiligt.
Edith-Neumann-Straße: Die österreichisch-amerikanische Mikrobiologin Edith Neumann (1902–2002) galt als eine der angesehensten Wissenschaftlerinnen im medizinischen Laborbereich des 20. Jahrhunderts. Nach ihrer Flucht in die USA war sie unter anderem Medical Director des Jetti-Katz-Clinical Laboratory.
Jina-Mahsa-Amini-Allee: Die Studentin Jina Mahsa Amini (1999-2022) wurde im Zuge ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei tödlich verletzt, weltweite Proteste gegen das Mullah-Regime und für Frauenrechte waren die Folge.
Ergänzte Ausgabe der Publikation „Die Seestadt ist weiblich“
Die Biografien aller namensgebenden Frauen können in der überarbeiteten digitalen Broschüre „Die Seestadt ist weiblich“ unter www.aspern-seestadt.at nachgelesen werden.
Insgesamt sind nun bereits 64 Straßen, Plätze, Parks sowie Gebäude in der Seestadt nach Frauen benannt. „Die Straßen und Plätze in der Seestadt sind Frauen gewidmet, deren Lebenswerk bleibende Spuren hinterlassen hat. Ob in Wissenschaft, Kultur, Politik, Sport oder gesellschaftlichem Engagement – gewürdigt werden nicht nur bekannte Persönlichkeiten. Wir bringen besonders gerne jene ins öffentliche Bewusstsein, die lange zu wenig Sichtbarkeit hatten“, soIngrid Spörk, Leitung Kommunikation der Wien 3420.
Im gesamten Wiener Straßennetz stehen aktuell 620 weibliche Namen 4.080 männlichen Namen gegenüber, was einem Anteil von 13 Prozent aller Benennungen entspricht. Seit dem Beschluss, vermehrt Frauen als Namensgeberinnen heranzuziehen, sind im Zeitraum von 2013 bis 2025 in Wien rund 220 weibliche Benennungen umgesetzt worden. Einen wesentlichen Anteil daran hält die Seestadt.
City Naming à la Seestadt
Bis auf zwei Ausnahmen (die Sonnenallee und der Nelson-Mandela-Platz) tragen alle Verkehrsflächen in der Seestadt Frauennamen. Der Beitrag zur Verbesserung der Balance zwischen den Geschlechtern bei der Benennung der Wiener Straßen ist ein kleiner, und doch setzt die Seestadt damit ein großes Zeichen. Das Wiener Institut für sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik (WISDOM) erarbeitete initial im Auftrag der Entwicklungsgesellschaft für die Seestadt, der Wien 3420 aspern Development AG, Strategien für die Straßenbenennung im neuen Stadtteil. In einem partizipativen, wissenschaftlich begleiteten Verfahren mit 30 Expert*innen wurden sechs Namenswelten ausgearbeitet – immer unter der Prämisse, dass, wenn ein Personenname zur Anwendung kommt, dieser weiblich sein muss. Durch den Entschluss der Bezirksvertretung Donaustadt, die Straßen in der Seestadt weiblich zu benennen, wurden am 28. Februar 2012 erstmals insgesamt 22 Straßennamen für die erste Etappe der Seestadt festgelegt. Mit dem Fortschritt der Stadtentwicklung folgen sukzessive weitere Namen.