Gastkommentar von Sjoerd Rozing Portfoliomanager bei Triodos Investment Management (IM).

Die Kinder von heute sind die Arbeitskräfte, Verbraucher und Entscheidungsträger von morgen – sie sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Trotz alledem werden sie in den meisten Investitionsrahmenwerken und finanziellen Entscheidungsprozessen nicht als eigenständige Gruppe berücksichtigt.

Das vor zwei Jahren vorgestellte „Child-Lens Investing Framework“ hat im gesamten Ökosystem der nachhaltigen Finanzwirtschaft an Bedeutung gewonnen und das Child-Lens Investing Framework von UNICEF wurde zu einer der besten Erfindungen des Jahres 2024 gekürt. Was wäre also, wenn sich die Branche nicht nur als Verwalter von Kapital, sondern als Verwalter der Zukunft sehen würden?

Die Idee ist nicht nur ein abstraktes Beispiel, sondern vielmehr ein Rahmen dafür, wie Kapital zielgerichtet und mit messbarer Wirkung eingesetzt werden kann, insbesondere in einer Zeit steigender systemischer Risiken und zunehmender sozialer Verwerfungen. Das Konzept des Investierens mit Kinderaugen erkennt Kinder als wichtige Stakeholder bei finanziellen Entscheidungen an und stellt sicher, dass ihre Rechte und ihr Wohlergehen aktiv berücksichtigt werden. Es basiert auf einer einfachen, aber transformativen Idee: Investitionen in Kinder bringen nicht nur einen sozialen Mehrwert, sondern auch einen langfristigen gesellschaftlichen und finanziellen Wert. Da jeder Investor einzigartige Richtlinien, Präferenzen und Einschränkungen hat, gibt es unterschiedliche Ansätze für das Investieren aus der Perspektive von Kindern. Diese Tatsache bietet Anlegern Flexibilität in der Anwendung und gewährleistet andererseits die Abstimmung auf unterschiedliche Strategien und Risikoprofile. Als Investoren haben wir sowohl die Möglichkeit als auch die Verantwortung, über kurzfristige Renditezyklen hinaus zu denken und unsere Strategien auf langfristige Widerstandsfähigkeit auszurichten.

Das Investmentargument für einen kinderorientierten Ansatz

Die Anwendung eines kinderorientierten Ansatzes auf Investitionen ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch finanziell sinnvoll. Investitionen in kinderorientierte Themen wie Ernährung, Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur bedeuten Investitionen in grundlegende Dienstleistungen. Dieser Fokus kann zu einem widerstandsfähigen und diversifizierten Portfolio führen, das weniger anfällig für kurzfristige makroökonomische Schwankungen ist. Dies zeigt sich auch in der Future Generations-Strategie von Triodos IM, die sowohl auf den langfristigen Nachhaltigkeitszielen der UN-SDGs als auch auf den unmittelbaren Bedürfnissen basiert und sich an den Zielen des Strategieplans von UNICEF orientiert. Darüber hinaus führt die Anwendung eines kindgerechten Ansatzes zu einem Portfolio mit unterschiedlichen Allokationen. So sind beispielsweise Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter die Sektoren mit dem größten Gewicht in der Future Generations-Strategie, die seit ihrer Auflegung im Jahr 2022 bereits fast 100 Millionen Euro eingesammelt hat.