Die Gewinner des Green & Blue Building Awards (GBB Award) wurden geehrt.

Im Rahmen der 16. Green & Blue Building Conference, Österreichs größter Konferenz für nachhaltige Immobilienwirtschaft, wurden im Anantara Palais Hansen die Gewinner des Green & Blue Building Awards (GBB Award) bekannt gegeben. Seit vierzehn Jahren vergeben die Initiatoren Gudrun und Alexander Ghezzo diese Auszeichnung, die herausragende Projekte, Services und Produkte mit Fokus auf Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft würdigt. 2025 hat die hochkarätige Jury den Schwerpunkt auf Vorbildwirkung und Bestandsaufwertung gelegt.
Alexander Ghezzo, Partner von Ghezzo: Wissen rockt! freut sich für die Gewinner*innen: „Was mich wirklich beeindruckt: Einreichungen, die vor fünf Jahren noch Leuchtturmprojekte gewesen wären, sind jetzt fast schon die Baseline. Die Immobilienbranche steht nicht still, sondern entwickelt sich weiter – ESG und Nachhaltigkeit sind tatsächliche Innovationstreiber!“
In der Kategorie „Projekte“ wurde die serielle Sanierung in der Lönssiedlung in Düsseldorf-Stockum ausgezeichnet, eingereicht von Renowate. Die Einreichung setzt klimaneutrales Wohnen durch digitale Planung, industrielle Vorfertigung und integrierte Prozesse praktisch um. Das Projekt erreicht durch serielle Sanierung von 88 Wohneinheiten aus den 1930er Jahren einen Energiesprung von Klasse H auf A+ und reduziert den Energieverbrauch um rund 90 Prozent. Nachhaltige Baustoffe, Wärmepumpen und Photovoltaik tragen aktiv zur Ressourcenschonung bei. Die Umsetzung im bewohnten Zustand sowie die Einbindung der Mieter über ein digitales Portal verdeutlichen den praxisnahen und sozial verträglichen Ansatz.
„Die Lönssiedlung zeigt deutlich, wie durch serielle Sanierung klimaneutraler und zukunftsfähiger Wohnraum entstehen kann – und gilt damit als echtes Best-Practice-Beispiel für eine nachhaltige Quartiersentwicklung“, so Rainer Scheidle, Leiter der Geschäftsstelle Wien, Renowate.
In der Kategorie „Produkte und Services“ wurde die Firma Ochsner für ihre Second-Life Wärmepumpen ausgezeichnet. Ziel ist es, die Lebensdauer bestehender Geräte durch gezielte Rücknahme und Refurbishment zu verlängern und so den Ressourcenverbrauch bei der Herstellung neuer Wärmepumpen zu reduzieren. Das Programm umfasst die Generalüberholung und den Vertrieb gebrauchter oder optisch beeinträchtigter Geräte, die Wiederaufbereitung und Reparatur sowie den Verkauf von Second-Life-Ersatzteilen.
„Oft werden immer neue Produkte als „nachhaltig“ ausgezeichnet, die im Labor funktionieren, dies hat jedoch nur einen bedingten Nutzen für die Gesamtheit. Unser Programm läuft unter dem Titel „credible green“. Um einen Beitrag für die Welt zu leisten, muss man die einfachen richtigen Dinge tun und damit in die Masse gehen. Ansonsten bleiben es „nette Ideen“, so Hannes Brandner, Technischer Leiter und Gründer des Programms SecondLife, Ochsner Wärmepumpen.
Top-Einreicher
Neben den Award-Gewinnern wurden folgende Projekte, Produkte und Services als Top-Einreichungen beim GBB Award ausgezeichnet:
Produkte und Services
- Brantner Österreich GmbH – Ressourcenschonende industrielle Gesteinskörnung aus Müllverbrennungsrückständen:
Die Einreichung von Brantner green solutions macht Kreislaufwirtschaft dort möglich, wo bisher nur Deponie blieb. Aus Bett- und Rostaschen der Müllverbrennung werden durch ein neu entwickeltes Aufbereitungsverfahren wertvolle Rohstoffe wie Metalle, Glas und industriell nutzbare Gesteinskörnung für Beton gewonnen.
Das Verfahren, das gemeinsam mit Linz AG, MA 48 – Stadt Wien, Wopfinger Transportbeton und der TU Wien entwickelt wurde, schafft den entscheidenden Spagat zwischen Schadstoffentfernung und Ressourcenschonung. Damit werden jährlich Hunderttausende Tonnen Material in den Kreislauf zurückgeführt und natürliche Rohstoffvorkommen geschont.
„Ein Projekt, das nicht nur Abfall reduziert, sondern einen bisher kaum genutzten Stoffstrom in den Kreislauf integriert – ein echter Circle Closer im Sinne der Kreislaufwirtschaft“, urteilte Juror Jörg Buß, Gründer und Vorstandmitglied, DREA.
- Enshift AG – Green Energy Contracting: Dekarbonisierung ohne Investitionsrisiko
Mit Green Energy Contracting ermöglicht Enshift eine vollständige Dekarbonisierung von Immobilien ohne Kapitalaufwand für Eigentümer. Das Unternehmen übernimmt sämtliche Investitionen und Risiken und macht so nachhaltige Energieversorgung wirtschaftlich attraktiv.
Enshift projektiert integrierte Energiesysteme aus PV, Speicherlösungen, Wärmepumpen und E-Mobilität, die ganze Gebäudeportfolios klimaneutral machen. Gleichzeitig fließen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ein – von der Nutzung ungenutzter Dach- und Fassadenflächen bis hin zum Recycling der Anlagen am Ende ihrer Lebensdauer.
„Enshift beseitigt finanzielle Barrieren für die Energiewende und verbindet ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Nutzen – eine Lösung, bei der alle gewinnen und niemand verliert“, würdigte Juror Christian Polzer, Studiengangsleiter des Studienganges „Green Building“, FH-Campus Wien Projekte - Pointinger Bau – Green Harmony Kirchham: Nachhaltigkeit als Lebensprinzip
Das Projekt Green Harmony Kirchham von Pointinger Bau setzt Nachhaltigkeit konsequent über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes um – von der Entwicklung und Planung über Bau und Betrieb bis hin zu Um- oder Nachnutzung. Eingereicht wurde ein leistbares, ökologisches und selbstbestimmtes Wohnprojekt für ältere Menschen, entwickelt gemeinsam mit der Daheimpflege GmbH.
Das dreigeschossige Gebäude in Holzbauweise umfasst 21 Wohneinheiten auf 1.255 m² Nutzfläche und wurde in nur zehn Monaten errichtet. Besonders hervorzuheben ist das durchdachte Energie- und Ressourcenmanagement: Wärmepumpe mit Erdkollektoren, PV-Fassade, Regenwassernutzung, Gründach und Bauteilaktivierung sorgen für maximale Energieeffizienz. Ergänzt wird das Konzept durch Begegnungszonen, Gemeinschaftsräume und einen Garten für sozialen Austausch und Lebensqualität im Alter.
„Green Harmony beweist, dass nachhaltige Architektur, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Machbarkeit kein Widerspruch sind, sondern gemeinsam den Standard für das Wohnen der Zukunft setzen“, so Jurorin Ute Schaller, Gruppenleiterin KSI, Stadt Wien, Magistratsdirektion Bauten und Technik. - Roots Haus – Der Wendepunkt der Wärmewende im städtischen Bestand
Dem Roots Haus ist die Wärmewende im städtischen Gebäudebestand einfach, bezahlbar und serienreif gelungen. Aus einem sanierungsbedürftigen Bürohaus der 1970er Jahre wurde ein energieautarkes Forschungs- und Demonstrationsgebäude mit 900 m² Nutzfläche. Das Ergebnis: –94 % Heizwärmebedarf und –73 t CO₂ pro Jahr sind Meilenstein für die urbane Energiewende.
Basis des Erfolgs ist ein modulares, skalierbares Wärmesystem, das mit Anergienetz, Luftabsorbern, Erdsonden und Wärmepumpen arbeitet und sich in nahezu jede Gebäudestruktur integrieren lässt. Statt teurer Einzelmaßnahmen setzt das System auf Standardisierung und Plug-and-Play-Prinzipien, die Komplexität und Kosten drastisch senken.
Das Gebäude selbst dient als Reallabor und Wissensplattform, in dem nachhaltige Technologien unmittelbar erlebbar werden. Es wird ergänzt durch das Roots Café, in dem neue Ideen und Kooperationen entstehen können.
„Roots Haus löst den gordischen Knoten der Wärmewende im Bestand – mit einem System, das Klimaneutralität in der Stadt endlich praktisch, wirtschaftlich und flächendeckend umsetzbar macht“, ehrte Juror Peter Engert, Geschäftsführer, ÖGNI.
Die Jury des GBB Awards setzt sich aus Experten und Vordenkern der Branche zusammen, die sich durch ihr Engagement für Nachhaltigkeit auszeichnen:
- Jörg Buß, Vorstandsmitglied, DREA
- Peter Engert, Geschäftsführer ÖGNI
- Marc Guido Höhne, Managing Director, Delta
- Hannes Horvath, Founder, HAND GmbH
- Caroline Mocker, Vorstandsvorsitzende, VIG Asset Management a.s.
- Christian Polzer, Studiengangsleiter des Studienganges „Green Building“, FH-Campus Wien
- Ute Schaller, Gruppenleiterin KSI, Stadt Wien, Magistratsdirektion Bauten und Technik
- Karl Zimota, Expert Real Estate Sustainability Building Lifecycle Services, TÜV Süd
Die Verleihung der GBB Awards fand im Rahmen der 16. Green & Blue Building Conference statt, bei der sich über 200 führende Köpfe aus der DACH-Region trafen, um über technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends in der Immobilienwirtschaft zu diskutieren, neue Lösungen zu präsentieren und Allianzen zu stärken.
„Mit der GBB, der Green and Blue Building Conference, haben wir das umgesetzt, was uns am meisten am Herzen liegt: Wissen teilen, nachhaltig agieren und Freude und Herzlichkeit in der Zusammenarbeit schaffen – eine Atmosphäre für Austausch, Inspiration und starke Allianzen“, fasst Gudrun Ghezzo, Partnerin der Ghezzo GmbH, den Spirit der #wissenROCKT! Veranstaltungen zusammen.
