Christiane Brunner, CEOs for Future Climate Business Circle, und Haimo Primas, Holcim Österreich: Stärke zeigen – Kurs halten.

Die europäische Industrie ist zweifelsohne in einer schwierigen Situation – das hat unterschiedliche Gründe: Die geopolitische Lage, den Zoll-Streit mit den USA, der Wegfall von (vermeintlich) billigen Energieimporten. Gleichzeitig steht die Industrie unter Transformationsdruck. „Gerade deswegen braucht es eine umfassende Industriestrategie und Maßnahmen, die auf diese Strategie einzahlen und nicht Probleme in die Zukunft verlagern“, soChristiane Brunner,Vorständin von CEOs FOR FUTURE und Initiatorin des Climate Business Circle . Die Zeit zur Dekarbonisierung bis 2050 sei vor allem für die Hard-to-abate-Industrie schon sehr knapp. „Das spürt man in den drängenden Investitionsentscheidungen der Unternehmen und dem Ruf nach Klarheit für diese Investitionen, um im internationalen Wettrennen um Technologieführerschaft und Standortentscheidungen bestehen zu können. Wir brauchen eine Strategie und Rahmenbedingungen für die Zukunft – kein vor und zurück“, so Brunner weiter.

Durch Verzögerungen von Dekarbonisierungsmaßnahmen – auch und vor allem in den Non-ETS-Bereichen – wurde der Industrie viel Zeit und CO2 -Budget genommen. Der Wegfall der Gratiszertifikate, schrittweise von 2026 bis 2034, ist vor diesem Hintergrund eine fordernde Situation.Haimo Primas, CEO von Hoclim Österreich dazu: „Für die Zeit nach 2034 braucht es definitiv Lösungen für die Industrie. Wir plädieren daher auch für eine Industriestrategie, die über den Zeithorizont 2035 hinaus geht. Was die Industrie braucht, sind klare Ziele, Signale und Rahmenbedingungen – kein stop and go oder gar zurück“. Gerade mit Blick auf den internationalen Wettbewerb müsse man auf Kurs bleiben. „Wer auf dem Status quo beharrt wird im internationalen Wettbewerb verlieren. Keinesfalls darf das Signal ausgesendet werden, dass wir die Transformation verschieben können – das schadet Standort und Klima. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen, sondern müssen mutig nach vorne gehen – in der Industrie und in der Politik“, soPrimas.

Mit Bezug auf Emissionszertifikate wäre die wichtigste Maßnahme in Österreich, die Gelder, die die Industrie bereits für Zertifikate bezahlt, auch für die Transformation der Industrie einzusetzen. Derzeit landen diese Mittel im allgemeinen Budget. „Die Industrie zahlt bereits für Emissionszertifikate. Die Zweckwidmung diese Gelder für Transformationsprojekte der Industrie wäre ein großer Hebel für die Dekarbonisierung und die größte Unterstützung für die Industrie“, sagt Primas.

Wichtige Punkte des Climate Business Circle für die österreichische Industriestrategie:

  1. Planungssicherheit herstellen:Klare Ziele, Signale und Rahmenbedingungen
  2. Gesamtplan zur Dekarbonisierung der Industrie:rasche Umsetzung von Dekarbonisierungsprojekten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können und Umsetzung der CCUS-Strategie (für nicht vermeidbare Emissionen)
  3. Massive Investitionen in Infrastruktur:für Energie (Strom und Wärme, erneuerbare Gase und Wasserstoff), CO2 und Mobilität (Infrastruktur-Zielbild 2040)
  4. Stärkung der Versorgungssicherheit und rasche Umsetzung der Energiewende:gesamtsystemische Planung und Reduktion von Abhängigkeiten
  5. Nachhaltige Energiemarktreform und Tarifgestaltung: um Kostenvorteile der Energiewende nutzen zu können
  6. Finanzierungsrahmen für Dekarbonisierungsprojekte schaffen:Klarheit bei Preissignalen (wie einen ausreichend hohen CO2 -Preis); gezielter und stabiler Fördermitteleinsatz für Dekarbonisierungstechnologien; Zweckwidmung der Einnahmen aus dem ETS für Dekarbonisierungsprojekte;
  7. Potenziale und Stärken nutzen: Leitmärkte etablieren // Kreislaufwirtschaft, nachhaltiges Bauen und regionale Produkte und Produktion unterstützen // strategische Partnerschaften zur Stabilisierung von Lieferketten // Know-How- und Technologietransfer aufbauen und nutzen -> First-Mover-Vorteile nutzen
  8. Optimierung des regulatorischen Umfelds:Hohen Bürokratieaufwand abbauen, bundesweit einheitliche Standards, rasche Genehmigungsverfahren (Beschluss EABG)
  9. Digitalisierung:Förderung europäischer Cloud-Infrastrukturen, KI-Plattformen und Cybersecurity
  10. Ausbildungs- und Mobilisierungsmaßnahmen für Fachkräfte:in zukunftsweisenden technischen Berufen, besonders für Frauen und Mobilisierung der Arbeitskraft der Gen Z