Die Industriestrategie ist eine wichtige Initiative der österreichischen Bundesregierung.

Im CEOs FOR FUTURE Climate Business Circle wurden zentrale Eckpunkte und wichtige Maßnahmen erarbeitet.
„Dekarbonisierung ist nicht nur eine Wettbewerbschance, sondern eine Wettbewerbsnotwendigkeit. Denn die Dynamik im internationalen Wettbewerb ist groß. Wir dürfen nicht ständig grundlegende Dinge (wie. z.B. Klimaziele) hinterfragen, auf die sich Unternehmen bereits eingestellt haben“, betont Christiane Brunner – Vorständin bei CEOs FOR FUTURE und Initiatorin des Climate Business Circle.
In einem Hintergrundgespräch zur „Industriestrategie“ erläuterten CEOs von Mitgliedsunternehmen, was das für ihr Unternehmen bedeutet:
Haimo Primas, CEO Holcim Österreich und Holcim Cement CE Holding: „Die Dekarbonisierung ist eine Überlebensfrage für die Zementindustrie. Entweder das CO2 geht raus oder die Industrie geht raus aus Österreich. Unser Konzern wird dort investieren, wo wir gute Rahmenbedingungen für die Dekarbonisierung vorfinden“.
Karl Sagmeister, Schneider Electric Country President Österreich: „Wenn Förderungen nicht verlässlich gestaltet und on-off geschaltet werden, dann kommt es zu Marktverwerfungen“ (siehe PV, E-Mobilität). Für unsere Investitionen am Standort Österreich braucht es Klarheit bei Zielen und Rahmenbedingungen. Es braucht Änderungen bei öffentlichen Verfahren, das Bestbieterprinzip muss konsequent anstelle des Billigstbieterprinzips angewandt werden.“
Standortfaktor Nummer 1 für Unternehmen aller Branchen ist es, ausreichend erneuerbare Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung zu haben.
Gerhard Christiner, Vorstand APG – Austrian Power Grid AG: „Es steht außer Frage, dass wir noch mehr Erneuerbare brauchen werden. Jedoch stellt sie sich in Frage, wenn wir den erneuerbaren Strom nicht an Industriekunden liefern können. Weil es nicht gelungen ist, den Stromnetzausbau entsprechend zu beschleunigen, zahlen wir alle inklusive der Industrie diesen „Österreichaufschlag“. (Kosten die für Ausgleichsmaßnahmen im Energiesystem wegen Netzengpässen entstehen).
„Wir unterstützen eine Industriestrategie mit einer klaren Vision bis 2050, eingebettet in die Zielsetzungen der Europäischen Union, die auf CO2-Reduktion als Wachstumsmotor setzen“, betont Christiane Brunner abschließend.
Leitlinien für die Industriestrategie
- Gesamtvision für Standort 2050
Zeithorizont über 2035 hinaus: Die Industrie braucht eine Vision und Strategie bis 2050. Viele Investitionsentscheidungen, die heute zu treffen sind, wirken langfristig. Ein ausschließlicher Fokus auf das Jahr 2035 ist daher zu kurz gegriffen. Zielsetzungen müssen ineinandergreifen mit Zielsetzungen aus dem Clean Industrial Deal der EU und dem Ziel der Klimaneutralität 2040 aus dem Regierungsprogramm.
Vision: Ziel der Industriestrategie muss eine Strategie für die Zukunft sein. Wer auf dem Status quo beharrt wird im internationalen Wettbewerb verlieren. Deswegen wollen wir auf die Chancen der Transformation setzen. In unserer Vision ist Österreich 2050 ein klimaneutraler, hochinnovativer, Industriestandort, der sich durch Technologieführerschaft, nachhaltige Wertschöpfungsketten, hohe Lebensqualität, Wohlstand und ein attraktives Arbeitsumfeld auszeichnet. Wir sind global nicht nur wettbewerbsfähig, sondern als Vorreiter der Dekarbonisierung positioniert und resilient gegenüber geopolitischen Krisen. Der Standort Österreich ist starke Partnerin in der Positionierung des Standort Europa und Spotlight internationaler Kooperationen.
Committment: Entscheidungen zu konkreten Rahmenbedingungen und sonstigen Maßnahmen müssen entlang der Strategie und den Zielsetzungen getroffen werden. Debatten dürfen nicht mehr über Schlagworte geführt werden, sondern müssen um die konkrete Lösungsfindung im Fokus haben. Es braucht ein umfassendes und partei- bzw. Stakeholderübergreifendes Committment zur Transformation.
- Klare Signale & Rahmenbedingungen
Klare Ziele, Signale und Rahmenbedingungen sind der Grundstein für Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz, Arbeitsplätze, Exporte und Innovationen von morgen. Wenn es diese Klarheit gibt, werden Unternehmen am Standort Österreich in ihre (Transformations-)Projekte investieren.
- Starker Standort Österreich nur in starkem Standort Europa
Ausrichtung der Industriestrategie in Einklang mit den Zielsetzungen und strategischen Festlegungen der EU: Festhalten an und Weiterverfolgen von EU-Zielsetzungen – wie dem Clean Industrial Deal, der Ausstieg aus CO2 – als Wachstumsmotor definiert.
- Klare internationale Positionierung: Dekarbonisierung als Wettbewerbschance und – notwendigkeit „Use it or lose it“: Positionierung als Vorreiter der Dekarbonisierung – eröffnet Export- und Innovationschancen. Investitionskraft – Pionierkraft – Technologieführerschaft bei Umwelttechnologien, Energiewende und Kreislaufwirtschaft ausbauen.
- Energie als Standortfaktor Nummer 1
Energiesystemvision: Versorgungssicherheit, Entwicklung der Industrie am Standort Österreich und Erreichung bestehender Klimaziele ist möglich (Maßnahmen unten).
Notwendige Maßnahmen
- Planungssicherheit herstellen: Klare Ziele, Signale und Rahmenbedingungen
- Gesamtplan zur Dekarbonisierung der Industrie: rasche Umsetzung von Dekarbonisierungsprojekten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können und der Umsetzung CCUS-Strategie (für nicht vermeidbare Emissionen)
- Massive Investitionen in Infrastruktur: für Energie (Strom und Wärme, erneuerbare Gase und Wasserstoff), CO2 und Mobilität (Infrastruktur-Zielbild 2040)
- Stärkung der Versorgungssicherheit und rasche Umsetzung der Energiewende: Reduktion von Abhängigkeiten und gesamtsystemische Planung
- Nachhaltige Energiemarktreform und Tarifgestaltung: um Kostenvorteile der Energiewende nutzen zu können
- Finanzierungsrahmen für Dekarbonisierungsprojekte schaffen: Klarheit bei Preissignalen (wie einen ausreichend hohen CO2-Preis); gezielter und stabiler Fördermitteleinsatz für Dekarbonisierungstechnologien; Zweckwidmung der Einnahmen aus dem ETS für Dekarbonisierungsprojekte;
- Potenziale und Stärken nutzen: Leitmärkte etablieren // Kreislaufwirtschaft, nachhaltiges Bauen und regionale Produkte und Produktion unterstützen // strategische Partnerschaften zur Stabilisierung von Lieferketten // Know-how- und Technologietransfer aufbauen und nutzen -> First-Mover-Vorteile nutzen
- Optimierung des regulatorischen Umfelds: Hohen Bürokratieaufwand abbauen, bundesweit einheitliche Standards, rasche Genehmigungsverfahren (Beschluss EABG)
- Digitalisierung: Förderung europäischer Cloud-Infrastrukturen, KI-Plattformen und Cybersecurity
- Ausbildungs- und Mobilisierungsmaßnahmen für Fachkräfte: in zukunftsweisenden technischen Berufen, besonders für Frauen und Mobilisierung der Arbeitskraft der Gen Z