Der CSR Guide ist redaktionell dichter denn je, und auch das Interesse der Unternehmen ist enorm, ihre Aktivitäten in Inseraten und Advertorials (die „grauen Seiten“) darzustellen. Das ist in Pandemie-Zeiten nicht selbstverständlich. Wir haben als CSR-Guide-Macher sicher viel richtig gemacht,
aber auch der Themenkreis Nachhaltigkeit/Unternehmerische Verantwortung hat an Bedeutung gewonnen. Klimawandel und Greta Thunberg, bewussterer Konsum und Ernährung, die Nachhaltigkeitsziele der UNO, aber auch Covid-19 haben bei Konsumenten und bei Unternehmen viel ausgelöst. Kürzlich stand in einem Artikel der Financial Times, dass nachhaltig vermarktete Produkte bereits 50 Prozent des Konsumwachstums ausmachen.
Aber es gibt eine Lücke im System: Der gesellschaftliche Diskurs geht an CSR nach wie vor vorbei. Wenn es um die großen Weichenstellungen in unserer Zeit geht, macht niemand einen Unterschied, ob ein Unternehmen verantwortungsbewusst agiert oder nicht. Ökologische Steuerreform, Migrationsthematik, Bildungskrise – CSR ist dort nicht angekommen.
Es gibt keine politische Partei, die hier vorprescht. Die Sozialpartner, die wichtigen Verbände von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, aber auch die NGOs aus dem Lager der Zivilgesellschaft, sie alle sehen CSR maximal als Schmuckfarbe. Dafür leisten sie gerne Anerkennung und verleihen Preise dafür, dass jemand vorbildlich mehr tut als notwendig. Als Hebel für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel wird dies nicht wahrgenommen. Dabei gäbe es so viele Stellen, wo man den Hebel ansetzen könnte: Forschungstöpfe für vorbildliche Unternehmen, verbesserte Datenqualität zur Wirkung von CSR, glaubwürdige Normen und Gütezeichen, Bevorzugung im öffentlichen Beschaffungswesen, um nur einige zu nennen.
Woran liegt‘s (und nicht nur in Österreich, um hier fair zu sein)? Es gibt viele Gründe, aber ein ganz wichtiger ist die fehlende Glaubwürdigkeit. Der Generalverdacht, unter dem Unternehmen stehen, lautet: Schlussendlich muss doch alles nur dem Profit dienen, das kann also gar nicht alles stimmen. Es gibt folglich nichts, was ein Unternehmen für sich allein tun kann, das uneingeschränkten gesellschaftlichen Applaus erhält.
Als Reaktion auf diese Angst ist es ein Prinzip in vielen Unternehmen, einfach „Gutes tun, aber nie darüber reden“. Und das spannt aber wieder den Bogen zum Anfang zurück: Es gibt eine wachsende Gruppe von Unternehmen, die bereit sind, transparenter zu werden – fast 300 Unternehmen haben heuer den Fragebogen ausgefüllt, und schaffen damit eine neuartige Transparenz. Betrachten Sie die Seiten ab 159: Eine derartige Sammlung an Daten und Fakten hat es bislang nie gegeben. Unsere Erklärung dafür: Das Thema CSR ist in Österreich nun rund 20 Jahre alt, und es ist eine echte Kultur entstanden, auch dank Organisationen wie respACT, dem TRIGOS, ASRA oder Gemeinwohl-Ökonomie. Unternehmen sind selbstsicherer und selbstbewusster geworden.
Die Nachschau der CSR-Guide 2021 Online-Präsentation und dem Talk mit Leonore Gewessler / Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Georg Strasser / Country Manager Österreich - Too Good To Go, Nastassja Cernko / Nachhaltigkeitsbeauftragte - Österreichische Kontrollbank, Ulfert Höhne / Vorstand - Our Power und Nina Poxleitner / Gründerin - mtop vom 5. März 2021 aus dem medianet-Newsroom finden Sie unter https://tv.medianet.at/video/der-csr-gudie-2021
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