2014 wurde der Verband für gemeinnütziges Stiften (VgS) mit dem Ziel gegründet, das gesellschaftliche Wirken gemeinnützig tätiger Stiftungen in Österreich zu beflügeln und dadurch Österreich zum Blühen zu bringen. Heute feierte der Verband sein zehnjähriges Bestehen als zentrale Interessensvertretung für den Sektor mit mittlerweile 122 engagierten Mitgliederstiftungen. Das Bundesstiftungs- und Fondsgesetz 2015 sowie das Gemeinnützigkeitsreformgesetz 2023 markieren in puncto verbesserter Rahmenbedingungen die großen Meilensteine in der Verbandsarbeit.
150 Persönlichkeiten aus gemeinnützigen Stiftungen des Landes, aus der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft folgten der Einladung des VgS zu dessen Jubiläumsveranstaltung in der Industriellenvereinigung. Grußworte kamen von Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, und Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Inhaltlich standen die aktuellen Trends im Stiftungssektor sowie die wachsenden Herausforderungen im Bildungs-, Sozial- und Umweltsektor im Mittelpunkt. Dazu sprachen Expert*innen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich.
Große Erfolge für Österreichs Gemeinnützigkeit Stiftungen stellen eines der unverzichtbaren Standbeine von Österreichs Spendenwesen dar. Im Vorjahr haben sie rund 90 Mio. Euro (8% des Gesamtaufkommens) zur Finanzierung gemeinnütziger Projekte beigetragen. Derzeit sind hierzulande 767 Stiftungen gemeinnützig tätig – deutlich weniger als in Deutschland mit fast 25.000 und der Schweiz mit 13.900. Dies liegt daran, dass in Österreich seitens der Gesetzgebung über Jahrzehnte keine Akzente für attraktivere Rahmenbedingungen gesetzt worden sind. Seit der Gründung des VgS 2014 konnten schrittweise umfassende rechtliche und steuerliche Verbesserungen geschaffen werden. Mit dem Bundesstiftungs- und Fondsgesetz 2015 wurde nicht nur eine moderne Rechtsbasis geschaffen, auch erste steuerliche Verbesserungen für Stiftende traten in Kraft. „Die positive Folge der Gesetzesnovelle 2015 war eine Neugründungswelle mit rund 120 neuen Stiftungen in Österreich“, gibt Günther Lutschinger, geschäftsführender Vorstand des VgS, Einblick in die Entwicklungen.
Internationale Top-Bedingungen seit 2024 Wie eine Evaluierung im Finanzministerium zeigte, waren die Verbesserungen 2015 jedoch nicht weitreichend genug. Nach einem mehrjährigen partizipativen Prozess zwischen Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft, an dem der VgS intensiv beteiligt war, wurde den Verbesserungsvorschlägen für einen schlagkräftigen Stiftungssektor im Rahmen der Gemeinnützigkeitsreform 2023 Rechnung getragen. Diese brachte per 1.1.2024 eine Reihe entscheidender Neuerungen, darunter die steuerliche Absetzbarkeit für sämtliche gemeinnützigen Zwecke, wie erstmals auch für Bildung, Tierschutz, Sport und Demokratie. Völlig neu am Stiftungsstandort Österreich ist auch die über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren mögliche Vortragsfähigkeit von Zuwendungen in den Vermögensstock einer Stiftung. „Alles in allem höchst attraktive und zukunftsträchtige Rahmenbedingungen, die Österreich als internationalen Philanthropie-Standort in Zukunft wesentlich stärken“, bringt Katharina Turnauer, Präsidentin des VgS und selbst Stifterin, die Auswirkungen des Gemeinnützigkeitsreformgesetzes auf den Punkt. Der Verband erwartet sich infolge dessen einen weiteren Aufschwung gemeinnützigen Stiftens in Österreich: „Der Blick nach Deutschland und in die Schweiz zeigt, dass Stiften für die Gemeinschaft klar im Trend liegt“, so Turnauer, die hinzufügt: „Dabei spielen auch Umwelt-, Bildungs- und Forschungsstiftungen eine immer größere Rolle“. Derzeit bilden in den Nachbarländern wie auch in Österreich soziale Anliegen den größten Wirkungsbereich gemeinnütziger Stiftungen.
Innovationsstiftung für Bildung als Best Practice Die Innovationskraft des gemeinnützigen Stiftungssektors unterstreicht auch das 2017 gegründete, größte Public-Private-Partnership (PPP)-Projekt Österreichs, die Innovationsstiftung für Bildung. Um die Bildungsqualität und die Bildungschancen im Land zu erhöhen und Wirtschafts- und Finanzbildung, digitale Bewegungsprojekte, technische Berufsperspektiven insbesondere für Mädchen sowie das Thema Kunst und Wissenschaft stärker in Österreichs Schulen zu bringen, haben sich 32 Gründungspartner*innen – darunter die Wirtschaftskammer Österreich und die Arbeiterkammer ebenso wie mehrere Unternehmen und Stiftungen – im Rahmen der Innovationsstiftung für Bildung zusammengeschlossen. Damit dieses einmalige Projekt, das mittlerweile auch von fünf Co-Stiftungen begleitet wird, weiter wachsen kann, braucht es in der nächsten Legislaturperiode allerdings weitere Mittel aus dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Über den Verband für gemeinnütziges Stiften Der VgS begleitet nicht nur zahlreiche Neugründungen in Österreich, sondern widmet sich verstärkt der Professionalisierung und Vernetzung der Stiftungsszene. Ein Erfolg dieser Bemühungen ist das im vergangenen Jahrzehnt stetig verbesserte Image gemeinnütziger Stiftungen in der Öffentlichkeit. „Ohne Wertschätzung für die Leistungen von Stiftungen zugunsten des Gemeinwohls werden kaum neue entstehen. Deshalb kürt der VgS am 1. Oktober 2024 zum sechsten Mal öffentlichkeitswirksam den oder die Stifter*in des Jahres!“, betont Günther Lutschinger. Aktuell zählt das Netzwerk des VgS 122 Mitglieder. Diese setzen sich in den Bereichen Bildung und Soziales, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Umwelt und darüber hinaus für die Gesellschaft ein. Mehr zum Verband unter:
www.gemeinnuetzig-stiften.at