31 Okt 2023
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Autor:
red/ag
/ Robert Newald
Die Vienna Insurance Group (VIG) und die Wiener Städtische Versicherung haben für den Ringturm im ersten Wiener Gemeindebezirk die EU-Taxonomie-Verifikation der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) erhalten. Das Gebäude am Schottenring 30 ist die Unternehmenszentrale des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, der Vienna Insurance Group und der Wiener Städtischen Versicherung.
Das 73 Meter hohe und 1955 eröffnete Bürohochhaus am Donaukanal erfüllt mit der ÖGNI-Verifikation nachweislich die Anforderungen der 2021 in Kraft getretenen EU-Taxonomie-Verordnung im Hinblick auf den wesentlichen Beitrag zum Umweltziel Klimaschutz. Die Verleihung der Verifikation erfolgte anlässlich der Immobilienmesse EXPO Real in München.
„Diese Zertifizierung für den Ringturm ist bemerkenswert. Sie zeigt, dass auch Nachkriegsbürohäuser aus den 1950er Jahren taxonomiekonform sein können, wenn sie gut bewirtschaftet und energietechnisch optimiert werden. Im Rahmen unseres VIG 25 Nachhaltigkeitsprogramms haben wir uns das Ziel gesetzt, den Bürobetrieb bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Mit der Taxonomiekonformität unserer gemeinsamen Zentrale setzen wir dazu ein wichtiges Zeichen “, erklärt Hartwig Löger, CEO der Vienna Insurance Group.
Photovoltaik-Anlage am Dach
Für den Ringturm konnte die Taxonomiekonformität mit sorgfältiger Instandhaltung und kontinuierlichen Verbesserungen erreicht werden. „Zu den entscheidenden Maßnahmen, die wir gesetzt haben, zählen etwa die Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach sowie Fernkälte. Insgesamt war aber eine Vielzahl von Schritten nötig – unter anderem LED-Beleuchtung und ein umfangreiches Energiemonitoring – um die Maßstäbe des Kriterienkatalogs der EU zu nachhaltigen Tätigkeiten zu erfüllen“, so Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen.
Seit heuer versorgen zwei Photovoltaik-Anlagen den Ringturm mit nachhaltigem Sonnenstrom. In Summe wird so eine Leistung von rund 48.000 Kilowattstunden direkt am Haus selbst erzeugt. Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI: „Der Ringturm, als eines der bekanntesten Gebäude Österreichs, zeigt deutlich, dass ein breiteres Spektrum an Gebäuden als man annehmen würde, geeignet ist, heutige Klimaziele zu erreichen. Zielgerichtete Maßnahmen zur thermischen Sanierung in Kombination mit adäquater Haustechnik haben das ermöglicht.“
„Wenn man als Eigentümer seine Verantwortung wahrnimmt und unabhängig baurechtlicher Rahmenbedingungen proaktiv an seinem Eigentum arbeitet, bieten auch Bestandsimmobilien Chancen. Maßnahmen zur Reduktion des Primärenergiebedarfs reduzieren Risken im Themenfeld Klimaschutz und Maßnahmen zur Resilienz von Immobilien die klimawandelbedingten Risiken. Dadurch können gerade diese einen wesentlichen Beitrag zum Green Deal-Ziel 2050 leisten“, betont Michael Haugeneder, Geschäftsleiter von ATP Sustain. „Als EU Taxonomy Advisor liegt unsere Kernaufgabe vor allem darin, die VIG als unseren Auftraggeber konstruktiv zu begleiten. Dies gilt speziell in der geeigneten Nachweisführung, um so die Bestrebungen sichtbar zu machen, insbesondere mit einer Verifikation durch die ÖGNI.“
Historisches Wiener Zinshaus bereits zertifiziert
Im November 2022 hatte die VIG bereits für ein Wiener Zinshaus von 1911 die ÖGNI-Verifikationsurkunde erhalten, das damit das erste seitens der ÖGNI geprüfte EU-taxonomiekonforme Altobjekt Österreichs war. Das Gebäude in der Singerstraße 8 in unmittelbarer Nähe zum Stephansplatz beherbergt renommierte Geschäfte, Büros und Wohnungen. Laut EU-Kommission sind Gebäude für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Die Zertifikate für die VIG bestätigen, dass Verbesserungen bei historischen Gebäuden möglich sind, um nach EU-Definition als grün zu gelten und einen Beitrag zur Erreichung der EU-Klimaziele zu leisten. Die VIG Holding hat bereits weitere Wiener Innenstadtobjekte vor Abschluss der Konformitätsprüfung und arbeitet insgesamt an der Taxonomiefkonformität ihres Gesamtimmobilienportfolios.
Ringturm bekannt durch jährliche Verhüllungen
Bekannt ist der Ringturm insbesondere durch seine Weihnachtsbeleuchtung in Form eines Christbaums und die jährlichen Ringturmverhüllung verschiedener Künstlerinnen und Künstler aus Zentral- und Osteuropa. Auf Initiative des Wiener Städtischen Versicherungsvereins verwandelt aktuell der renommierte österreichische Künstler Gottfried Helnwein den Ringturm mit einer Sonderverhüllung in einen überdimensionalen Aufruf gegen Gewalt. Auf insgesamt 3000 m² macht Helnwein Gewalterfahrungen von Frauen und Kindern nachdrücklich sichtbar.
Der Ringturm wurde von Architekt Erich Boltenstern (1896-1991) erbaut und am 14. Juni 1955 eröffnet. Boltenstern war während der Zeit des Nationalsozialismus in die USA emigriert und hatte dort die Zweckmäßigkeit moderner Bürohochhäuser kennen- und schätzen gelernt. Als Bauart wurde der Stahlbeton-Skelettbau gewählt. Das Gebäude umfasst 20 Stockwerke und drei Kellergeschosse.