Specialisterne und T-Mobile Austria luden Unternehmen zur Veranstaltung „Spannende Erfahrungen aus der Ära der Digitalisierung“ ein, um über die besonderen Talente von Menschen mit Asperger Syndrom zu diskutieren, und wie diese Talente im Kontext der Digitalisierung genutzt werden können. Neben Specialisterne und T-Mobile nahmen an der Veranstaltung IBM Austria, ANECON, suxxesso, Dr. Johannes Klietmann, Mitarbeiter von Denkquer mit Asperger Syndrom sowie Mag. Michael Pichler, “Personalmanager des Jahres 2016“ teil.
Mag. Elisabeth Krön, Geschäftsleiterin Specialisterne sowie Verantwortliche der Veranstaltung „Spannende Erfahrungen aus der Ära der Digitalisierung“, freut sich: „Auf unseren jährlichen Veranstaltungen, bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, sich intensiv auszutauschen und voneinander zu lernen. Dabei werden Vorurteile und Ängste abgebaut und die Talente von KollegInnen mit Autismus erkannt. So schaffen wir eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“
Specialisterne: bringt Menschen mit Autismus und Unternehmen zusammen
"Wir sind seit sechs Jahren erfolgreich tätig und bekommen mittlerweile sehr viele Anfragen von Unternehmen, die verzweifelt Programmierer, Software Tester oder Datenbank-Analysten suchen“, erläutert Elisabeth Krön. „Dabei haben wir sehr viele KollegInnen mit Autismus, die diese Aufgaben hervorragend erledigen und entgegen aller Vorurteile sehr gut in Teams zusammenarbeiten können, überaus engagiert und innovativ sind. Die Fluktuationsrate ist gleich Null! Das bestätigten auf unseren Veranstaltungen viele unserer Kooperationspartner die seit langem MitarbeiterInnen mit Asperger Syndrom, einer leichten Form des Autismus, beschäftigt haben, wie zB: Shire, paysafecard, ANECON, IBM, suxxesso, AIT Austrian Institute of Technology. Mit T-Mobile Austria verbindet uns eine langfristige Kooperation und wir sind stolz sagen zu können, dass mittlerweile fünf Personen in verschiedensten Einsatzbereichen bei T-Mobile erfolgreich beschäftigt sind“.
„Mit Specialisterne haben wir einen Kooperationspartner gefunden, der uns die Chance eröffnet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, deren größte Stärke die Genauigkeit und Null-Fehler-Toleranz ist“, erklärt Dr. Rüdiger Köster, CTO T-Mobile.
T-Mobile: künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
In einem Impulsvortrag stellte Köster T-Mobiles interaktive Kommunikationsassistentin vor. Die künstliche Intelligenz von T-Mobile namens Tinka arbeitet als unterstütztes System, welches direkt Antworten auf Kundenfragen liefert. Sie chattet monatlich mit rund 50.000 Kunden und Interessenten. Dabei beantwortet sie Fragen zur Rechnungshöhe, Handys und Diensten, der HomeNet-Box für das Internet in den eigenen vier Wänden. „Unsere Vision ist es, dass Tinka der Dreh- und Angelpunkt in der Kommunikation mit unseren Kunden sein wird. Wir nutzen SelfService-Angebote um uns zu unterscheiden. Unsere Kunden möchten rasch und einfach ihre Anfragen beantwortet haben und das am liebsten auf jenen Plattformen, wo sie selber häufig unterwegs sind“, sagt Köster.
IBM Austria: Menschen mit Asperger Syndrom sind viel effizienter
IBM Austria beschäftigt Mitarbeiter mit Asperger Syndrom im Bereich der Software Entwicklung und des Software Testings für Kundenprojekte. „Speziell Mitarbeiter mit Asperger Syndrom sind in ihrem Interessengebiet viel effizienter und leistungsfähiger als es nicht Betroffene sind. Diese Begabungen muss man stärken und ausbauen“, erzählt Ing. Gerhard Zakrajsek, MBA, CHRO IBM Austria.
ANECON: Menschen mit Autismus bringen Qualifikationen mit, die benötigt werden
„Es gibt generell einen Fachkräftemangel am IT-Markt. Gute EntwicklerInnen, gute TesterInnen können sich die Arbeitgeber aussuchen. Menschen mit Autismus bringen auf der einen Seite Qualifikationen und Talente mit, die dringend benötigt werden. Auf der andren Seite werden diese Menschen von den Unternehmen meist noch nicht wahrgenommen. Im Zusammenbringen dieser Talente liegt die Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Mit gut qualifizierten MitarbeiterInnen sind wir für die Herausforderungen durch die Digitalisierung bestens gerüstet“, erklärt Renate Weichselbraun, Leitung Testing-Services ANECON. Bei ANECON sind Mitarbeiter mit Autismus in Bereich Testautomatisierung beschäftigt.
suxxesso: Gute und verlässliche Mitarbeiter sind schwierig zu bekommen
Michael Unger, Geschäftsführer von suxxesso hat Mitarbeiter mit Autismus in den Bereichen Testfallerstellung und Softwareentwicklung beschäftigt. Er sieht die Stärken dieser Mitarbeiter in der Genauigkeit, Verlässlichkeit und im Arbeitseinsatz. „Gute und verlässliche Mitarbeiter sind schwierig zu bekommen und auch zu halten. Umso mehr arbeiten wir gerne mit Menschen mit Autismus zusammen“, sagt Michael Unger.
Mag. Michael Pichler: eine große Chance bieten Menschen mit Autismus
Durch die Digitalisierung werden die Karten am Arbeitsmarkt völlig neu gemischt. „Viele Stellen werden durch die Automatisierung nicht mehr benötigt und abgebaut, andererseits werden gleichzeitig spezielle Kompetenzen wie analytisches und schlussfolgerndes Denken, Programmieren, soziale Kompetenz und Kundenorientierung zur begehrten Mangelware“, erklärt Michael Pichler. Daran muss sich auch das Recruiting anpassen. Es wird ein intensiver, interaktiver Kommunikationsprozess, der möglichen, zukünftigen Mitgestaltern Beziehungsangebote offerieren wird müssen. Große Chancen für Unternehmen bieten seiner Meinung nach Personen mit Autismus, dazu meint er: „Menschen mit Autismus besitzen besonders ausgeprägte und sehr begehrte Fähigkeiten. In gewissen Situationen haben Sie mehr Herausforderungen als andere zu bewältigen, denen sich das Unternehmen leicht anpassen muss. Dafür sind diese Talente langfristig gut nutz- und entwickelbar.“
Über das große Potential von Menschen mit Autismus
In Österreich finden sich ca. 80.000 Menschen mit Autismus, davon hat rund jeder Dritte das Asperger Syndrom. Das Syndrom ist von normaler bis überdurchschnittlicher Intelligenz sowie normaler kognitiver Entwicklung im Kindesalter gekennzeichnet. Diese Gruppe besitzt oft spezielle Talente, die von Unternehmen gesucht sind. „Gerade in der IT und der Qualitätssicherung sind großes analytisches Denkvermögen, die Fähigkeit zur Erkennung von Mustern und besondere Genauigkeit sehr wichtig“, erzählt Elisabeth Krön.
Dr. Johannes Klietmann, Innovations-Spezialist mit Asperger Syndrom, der über die Gruppe Denkquer Workshops hält, erklärt die Vorteile von Menschen mit Autismus: „Menschen mit Autismus sehen die Welt anders – detailgenau und eher auf Tatsachen als auf Beziehungen konzentriert. Daraus ergeben sich für die Arbeitswelt große Vorteile, wann immer es um Genauigkeit, analytisches Denken und Konzentration geht. Gerade bei der Digitalisierung kann diese Denkweise sehr nützlich sein, da sie den Umgang mit Computern erleichtern kann. Andererseits bringt sie auch Bedürfnisse für betroffene Menschen mit sich, etwa klare Strukturen und Kommunikation sowie ein stabiles Arbeitsumfeld.“
Bewerbungsprozess bei Specialisterne
Logisch-analytisches Denken, hohe Präzision oder Spezialinteressen in den sogenannten MINT Fächern (Mathematik, IT, Naturwissenschaften und Technik) zeichnen viele der BewerberInnen bei Specialisterne aus. Übliche Bewerbungsprozesse sind hingegen unüberwindbare Hürden für diese tendenziell introvertierten und faktenorientieren Menschen, die Eigenwerbung und Selbstdarstellung und Small-Talk eher vermeiden möchten. Lebenslauf-Schablonen und strikte Stellenbeschreibungen erfassen die Potentiale von diesen unkonventionellen Kandidatinnen nicht ausreichend, sodass sie meist noch in der ersten standardisierten Bewerber-Runde ausgefiltert werden.
Gerade in Mangelberufen wie in Technik und IT können sich Unternehmen starre Zugänge zur Rekrutierung aber immer weniger leisten. Sucht man “IT-Geeks“, dann kann es sinnvoll sein, sich Inspiration von der jahrelangen Erfahrung von Specialisterne in diesem Umfeld zu holen. „In der Automobilindustrie werden viele Innovationen zuerst unter extremen Bedingungen in der Formel 1 entwickelt und optimiert. Specialisterne ist die Formel 1 des Tech-Recruitings: wir arbeiten mit einer außergewöhnlichen Zielgruppe unter besonderen Bedingungen, aber viele unserer Methoden können beispielgebend für das Recruiting in IT und Technik sein“ sagt Elisabeth Krön.
Herausforderungen in Zeiten der Digitalisierung
Neue Herausforderungen für die Unternehmen sind in Zeiten der Digitalisierung etwa durch die vielen Kanäle zu erkennen. „Sei es über Karriere-Plattformen, social media Kanälen, aber auch den klassischen Zeitungsinseraten, durch die Vielzahl an Kanälen entsteht ein extrem hoher Aufwand. Gerade kleine Unternehmen können hier nicht mithalten und somit wird es für sie immer schwerer, gute Leute zu finden. Auch wir als mittelständiges Unternehmen haben damit zu kämpfen, dass große Konzerne viel mehr Zeit und Budget in Recruiting investieren können“ erklärt Renate Weichselbraun. Damit stimmt auch Gerhard Zakrajsek überein und sagt: „Die Arbeitsweise eines Recrutiers hat sich grundsätzlich geändert. Schon heute finden wir neue Mitarbeiter über soziale Medien, sehen uns ihr Auftreten an und versuchen sie gleich mit gesuchten Job Profilen bei uns abzustimmen. Zudem bauen wir sehr früh eine Verbindung unseres Unternehmens mit potentiellen Mitarbeitern auf, etwa über Alumni Netzwerke.“ Renate Weichselbraun ergänzt:„ Digitalisierung hat aber auch Auswirkungen auf die Geschwindigkeit. BewerberInnen investieren nicht mehr viel Zeit, sich ausführlich und aussagekräftig zu bewerben. Die Bewerbungen werden immer kürzer formuliert.“
Neue Fähigkeiten sind gefragt
Neben der Zeit und den Kanälen spielen auch die Fähigkeiten eine wesentliche Rolle. „Skills are the currency of the future“, beschreibt es Gerhard Zakrajsek und sagt weiter:„Im Zuge der Digitalisierung sind nun Fähigkeiten gefragt, die die Generation Z schon mitbringt – sie ist mit dem Arbeiten über soziale Netze aufgewachsen. „Aber auch und vor allem bringen Menschen mit Autismus Fähigkeiten mit, die hier eine große Rolle spielen. Aus meiner Erfahrung sind die Stärken dieser Mitarbeiter ihre hohe Konzentrationsfähigkeit und ihr unbedingter Wille, eine Lösung für ein Problem zu finden. Sie geben nicht auf bis die Lösung da ist“, sagt Gerhard Zakrajsek.