Unbegleitete Asylsuchende, anerkannte junge Flüchtlinge und junge Geflohene, die bereits subsidiären Schutz in Österreich erhalten haben, haben es bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht leicht. Die Organisation "Lobby.16" hilft Betroffenen bis etwa 22 Jahren, ihre Fähigkeiten und Begabungen zu fördern und somit eine Chance am Arbeitsmarkt zu erhalten.
Jugendliche, die bereits einen Pflichtschulkurs absolviert haben und eine Arbeit oder Ausbildung suchen, können sich an die Organisation wenden. "In unser Lehrstellenprojekt dürfen wir allerdings nur Jugendliche aufnehmen, die unter subsidiärem Schutz stehen oder anerkannte Flüchtlinge sind. Nach dem Pflichtschulkurs können sie sich für das Programm qualifizieren und wir versuchen dann, sie zu vermitteln", sagte "Lobby.16"-Geschäftsführerin Veronika Krainz. Dabei müsse die Organisation nicht einmal selbst auf die verschiedenen Unterbringungseinrichtungen für junge Flüchtlinge zugehen. "Viele Jugendliche, die wir schon betreuen, schicken uns auch ihre Freunde", erklärte Krainz. Warten die jungen Flüchtlinge noch auf einen Asylbescheid, kann zwar nicht über das Lehrstellenprojekt, aber beispielsweise über Schnupperpraktika, Workshops und weitere Pflichtschulkurse geholfen werden.
"Meine Erfahrung ist, dass sich junge Flüchtlinge sehr schwertun, Kontakt zu Unternehmen herzustellen", betonte Krainz. Hier mangle es vor allem am schriftlichen Deutsch. "Der Großteil kann sich sehr gut mündlich verständigen, aber schriftlich ist die Sprache ein Problem. Wenn sie dann beispielsweise selbst versuchen, eine Lehrstelle zu finden, werden 80 Prozent daran scheitern", erklärte sie. Auch die fehlende Kenntnis über Bewerbungsverfahren würde das Prozedere erschweren. Werden die jungen Geflohenen zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, ist dieses für die Flüchtlinge häufig nur schwer zu bestehen. "Oft haben sie einfach nicht genügend Grundkompetenzen in Mathematik und im schriftlichen Deutsch. Das ist nach zehn Monaten Pflichtschulkurs auch nicht möglich", sagte sie.
Die "Lobby.16" übernimmt für die Jugendlichen die Kontaktaufnahme zu Unternehmen und hilft dabei, diese ersten Hürden zu nehmen. Seit dem Start der Initiative im Jahr 2010 bis zum derzeitigen Zeitpunkt hätten laut Krainz 119 junge Flüchtlinge eine Lehre absolviert oder tun dies derzeit noch. Etwa zwölf von ihnen wurden nach dem Lehrabschluss von den Betrieben angestellt. "Die Unternehmen machen sehr gute Erfahrungen mit den Jugendlichen und berichten immer wieder, dass sie sehr engagiert sind und sich sehr bemühen", berichtete Krainz. Die Pläne der niederösterreichischen und oberösterreichischen Landesregierungen, die Altersgrenze der Volljährigkeit für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von 18 auf 17 Jahre zu senken, hätte auf die Arbeit der Organisation keinen unmittelbaren Einfluss. "Wir kümmern uns ohnehin um sie, bis sie etwa 22 Jahre alt sind. Viele Unternehmen nehmen auch gerne etwas ältere Jugendliche, weil sie schon ein wenig reifer und erwachsener sind."
Für die Lebenssituation unbegleiteter Minderjähriger würde sich durch diese Regelungen aber vieles zum Negativen verändern. "Sie müssen dann noch früher auf eigenen Beinen stehen. Es ist schon für 18-Jährige, die ohne ein soziales Netzwerk und ohne Familie hier sind, schwer, an diesem Stichtag aus der Unterbringung auszuziehen. Das ist ein einschneidendes Erlebnis", betonte Krainz. Aber auch rechtlich würden durch die frühere Volljährigkeit neue Hürden auf die Flüchtlinge zukommen. "Sie verlieren die Vertretung der Jugendwohlfahrt für ihr Asylverfahren und müssen sich dann selbst vertreten." Was man sich von der Regelung erwarte, könne sich Krainz nicht erklären. "Ich glaube, man muss an anderen Schrauben drehen und nicht an der Altersfrage", sagte sie.