Anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Oikocredit Austria präsentierte der österreichische Vorstand der Entwicklungsgenossenschaft die wichtigste Komponente, die Oikocredit zu einer nachhaltigen und wirksamen Geldanlage macht: Das Soziale Wirkungsmanagement.
Die Idee, Menschen durch Mikro- und Projektkredite zu unterstützen, feiert in Österreich ihr 25-jähriges Jubiläum. Eine soziale Geldanlage bei Oikocredit ermöglicht benachteiligten Menschen eine Anschubfinanzierung und generiert Arbeit und Einkommen. Oikocredit ist eine der weltweit führenden sozialen Entwicklungsgenossenschaften. In Österreich stellen ca. 5.000 AnlegerInnen ihr Geld für Mikro- und Projektkredite zur Verfügung und ebnen damit anderen Menschen den Weg aus der Armut.
Besonders im Hinblick auf die aktuelle Lage, in der viele Menschen in ihren Heimatregionen keine Hoffnung auf wirtschaftlich einträgliche Arbeit und gute Lebensbedingungen haben, ist es wichtig, die soziale Wirkung von Mikrofinanz und Impact-Investment der Oikocredit-Partner zu überprüfen.
Friedhelm Boschert, Vorstandsvorsitzender Oikocredit Austria, meinte: „Die Erfolgsgeschichte von Oikocredit geht Hand in Hand mit der Idee, eine soziale Entwicklung in Gang zu bringen.“ Im Jahr 1990 wurde Oikocredit in Österreich gegründet. Seit diesem Zeitpunkt gibt es auch in Österreich die Möglichkeit für Privatpersonen, Vereine, Stiftungen, Kirchengemeinden und andere Organisationen in die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit zu investieren. Bis heute kommt der Großteil des Kapitals von Privatpersonen. Im ersten Monat seiner Existenz hatte Oikocredit Austria 53 Mitglieder, heute sind es ca. 5.000. Ende 1990 wurden umgerechnet ca. 80.000 Euro in Österreich veranlagt. Heute sind es ca. 81 Millionen Euro.
One child, one light
Boschert berichtet über eine der vielen neuen, innovativen Ideen von Oikocredit. In Indien haben 600 Mio. Menschen keinen Zugang zur Elektrizität. Oikocredit kofinanziert dort mit einem Volumen von 500.000 Euro Solarlampen des Unternehmens Solar Thrive. Millionen Kindern wird dadurch ermöglicht nach Einbruch der Dunkelheit zu lesen und zu lernen, ohne Gaslampen oder gar Dieselaggregate zu verwenden.
„Unser soziales Standing geht weit über die Aufgabe der nachhaltigen Finanzierung hinaus. Wir wollen helfen, das Leben der Menschen zum Guten zu wenden. Das ist eine ambitionierte Aufgabe und sie beinhaltet außer Geld vor allem Bildung und soziale Absicherung.“
Erfolg ist messbar
Ging Ledesma, Oikocredit-Direktorin für Social Performance Management, will sicherstellen, dass Mikrofinanz ihre soziale Wirksamkeit entfalten kann. „Geld in Form von Krediten zu vergeben, ist nicht genug. Bei Oikocredit werden auch Beratung und Training mit der Vergabe von Mikrokrediten verbunden.“ Zudem werden unsere Anstrengungen regelmäßig gemessen mit einem dafür eigens entwickelten Instrument namens „Progress out of Poverty Index“ (PPI) der unter anderem folgende Fragen untersucht:
- Was verändert sich im Leben der Kreditnehmer und deren Umfeld?
- Helfen Mikrokredite Menschen in ihrer Heimat eine Existenz aufzubauen?
- Wie nachhaltig sind Mikrokredite?
Social Performance Management
Das Social Performance Management (SPM) ist von zentraler Bedeutung für die Arbeit von Oikocredit. Ein wirksames SPM beginnt mit der sorgfältigen Auswahl der Partnerorganisationen. SPM wirkt sich auf jede Phase der sozialen Investitionen aus und darauf, wie benachteiligte Menschen erreicht werden. SPM umfasst sowohl die präzise Beobachtung der Ergebnisse auf Kundenebene als auch Unterstützung und Schulung für die Partnerorganisationen und ihrer Kunden.
Die wichtigsten Punkte des SPM bei Oikocredit sind:
- Auswahl der Partnerorganisationen
- Reichweite bei Partnerorganisationen und Kunden
- Monitoring der sozialen Wirkung. Unter anderem:
- Entwicklungsziele der Mikrofinanzpartner
- Beschäftigungsverhältnisse
- Zinssätze für Kunden und Umweltfreundlichkeit
Helfen, um zu bleiben
Günter Lenhart, Stv. Vorstandsvorsitzender Oikocredit Austria, ist überzeugt:„Geld hat keinen Wert, so lange man es nicht richtig einsetzt. Finanzielle und soziale Inklusion sind unser Ziel.“ Lenhart nimmt den Faden zur aktuellen Flüchtlingsproblematik auf: „Das Auseinanderdividieren von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen macht wenig Sinn. Menschen, die wirtschaftlich nicht überleben können, nehmen ebenso alles in Kauf, um ihre Existenz zu verbessern. Mir ist bewusst: Oikocredit ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wir ermöglichen Millionen Menschen, ein menschenwürdiges Leben in ihren Heimatländern. Hier hat Oikocredit international seit 40 Jahren Erfahrung. Und das schätzen auch unsere Anleger. Für sie wie für uns ist Anlegen ein Anliegen, nämlich eine soziale Überzeugung.“
Oikocredit hat erst jüngst gemeinsam mit dem Landeshauptmann von Oberösterreich Pühringer acht Agrarexperten aus Ostafrika zu einem fachlichen Austausch in Landwirtschaftsschulen und Agrarbetriebe eingeladen. Das in Österreich erworbene Wissen kommt in Afrika vielen Menschen zugute. Oikocredit setzt bewusst auf diesen Multiplikator-Effekt. Lenharts ambitioniertes Ziel: Wir wollen, dass einer von 1.000 Österreichern bei Oikocredit Mitglied ist. Das wären also 8.000 Menschen. 5.000 sind bereits dabei.