22 Okt 2021
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Autor:
ots/red
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Mehr Phantasie und weniger Moralisierung sind dabei unverzichtbar. Wie wollen wir eine digitale grüne Transformation gestalten, damit wir künftig in einer nachhaltigen, wissensbasierten und gerechten Zukunft leben können? Das war die zentrale Fragestellung beim csrTAG 2021 am 21. Oktober am Campus der Fachhochschule Wiener Neustadt in Wieselburg, der live übertragen wurde. „Es geht um eine – vermutlich wesentlich von der Digitalisierung geprägten – Gesellschaft, die Klimaneutralität mit wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und hoher Lebensqualität verbindet“, ist der Ökonom, Nachhaltigkeitsforscher und Publizist Fred Luks überzeugt. Für eine „große Transformation“ sei dieses Zielbild sicher motivierender als die Aussicht, womöglich gerade noch das Schlimmste zu verhindern.
Damit Digitalisierung nicht nur ökonomische Vorteile bringt, müssen wir sie mit den SDGs verlinken - den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Denn nur zusammengedacht, schafft die Welt der Bits und Bytes mit der Welt der Natur und Kultur ökonomische, soziale und ökologische Vorteile für alle. Wolfgang Anzengruber, Consultant & respACT-Vorstandsmitglied, dazu: „Digitalisierung ist ein Werkzeug, ein Hebel zur Beschleunigung der Zielerreichung. Die Vorteile einer engen Verzahnung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung liegen auf der Hand. Die Zielsetzung eine ökologische, soziale und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft zu gestalten, steht im Zentrum unserer Gesellschaft und ist alternativlos. Um die Akzeptanz bei den Menschen dafür sicherzustellen, sind aber auch mögliche Risiken einer digitalen Transformation im Auge zu behalten, um kontraproduktive Reboundeffekte hintanzuhalten und den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.“
Wie respACT-Geschäftsführerin Daniela Knieling in ihrer Begrüßung zum csrTAG sagte: „Die COVID-19-Pandemie ist zwar noch nicht ganz überwunden, aber sie hat uns deutlich auch den Weg in ein neues Wirtschaften gewiesen. Daher spannen wir einen Bogen über die beiden Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit.“
Die EU-Lokomotive rollt schon in diese Richtung, denn mit dem Green Deal und der EU-Taxonomie-Verordnung wurde auf europäischer Ebene das Fundament für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft gelegt. Katharina Schönauer, Senior Manager Advisory, Sustainability Services bei KPMG, erklärte es so: „Durch eine systematische Erfassung der Auswirkungen und ESG-Risiken verstehen wir den Unternehmenswert und die Implikationen der Geschäftstätigkeit auf die Gesellschaft und Umwelt entlang der Wertschöpfungskette. Digitalisierung unterstützt bei der Datenerfassung und Transparenz, und ist daher ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.“ Beim csrTAG 2021 hat Katharina Schönauer in ihrer Keynote dieses wichtige Thema angesprochen. Eine Breakout-Session zur EU-Taxonomie hat die KPMG in der Tabakfabrik in Linz gehostet.
Die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist ein komplexes Thema, das sich aber aus vielen Mosaiksteinen zusammensetzt. Tilman Santarius, Professor an der TU Berlin und am Einstein Centre Digital Futures, sprach am csrTAG von „Designprinzipien“ für eine nachhaltige Digitalisierung: „Digitalisierung als Megatrend bietet Potenziale, um Nachhaltigkeit voranzubringen. Doch gegenwärtig dominieren zu viele Trends, die in andere Richtungen weisen. Es braucht eine stärker selektive Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie eine aktivere politische Gestaltung von Innovation und Anwendungen.“
Vorreiter sind große global agierende Unternehmen, wie Microsoft, das sich zu den Klimazielen der Vereinten Nationen bekennt: „Als Gesellschaft müssen wir es uns zum Ziel setzen, CO2-neutral zu produzieren und zu konsumieren. In einer Zeit, in der Digitale Transformation den Wandel beflügelt, ist es daher umso wichtiger, dass Nachhaltigkeit Eckpfeiler von Digitalisierung darstellt. Als einer der führenden Digitalisierungstreiber kurbelt Microsoft diesen Wandel an. Daher sehen wir es als unsere Pflicht, die Auswirkungen unseres Wirtschaftens auf die Umwelt zu thematisieren, bestmöglich einzuschränken und sogar rückgängig zu machen“, sagte Jutta Grabenhofer, Sustainability Lead bei Microsoft Austria am csrTAG.
Im Talk zum Thema „How do digitalization and sustainability fit together“ versprach Harald Hagenauer, Leiter der Investor Relations bei der Post: „Bis 2030 werden wir alle Briefe und Pakete in Österreich vollkommen CO2-frei zustellen. Wirtschaftlicher Erfolg, die Dekarbonisierung der Logistik sowie ein gesundes und wertschätzendes Arbeitsumfeld stehen bei uns im Einklang miteinander.“
Mit fünf Keynotes und acht Breakout-Sessions hat der csrTAG 2021 den knapp 450 Teilnehmenden, aber vor allem die Möglichkeit zum Netzwerken und zum Austausch über ganz konkrete Fragestellungen der Wirtschaft geboten, wie zum Beispiel: Wie gelingt es Unternehmen, ihre Wertschöpfungskreisläufe zu schließen? Wie können global tätige Unternehmen Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette kontrollieren und sicherstellen? Wie kann industrielle Restwärme zur Heizung von Gebäuden genutzt werden?
Und wie die Zukunft nachhaltig und digital aussehen kann, hat der Avatar Synthesa den Teilnehmenden in eindrucksvollen Bildern zum Abschluss mitgegeben, die wie der Text zum Video und die Musik mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt wurden: „Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sind die größten Hoffnungsträger der Forschung im Kampf gegen den Klimawandel. Bereits jetzt wird KI angewendet, um Umweltschutz zu betreiben: Etwa im Kampf gegen illegale Fischerei - um auf dem Meer Problemzonen auszumachen. Oder in den Regenwäldern - um Raubbau zu registrieren und den Lebensraum bedrohter Tierarten zu schützen. Sehen Sie in mir eine Chance, Ihre Arbeits- und Lebensweise neu zu definieren. Oder lassen Sie sich von mir einfach ein wenig die Zeit vertreiben.“