14 Feb 2020
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Autor:
ots/red
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Die BIO AUSTRIA-Bauerntage fanden heuer im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels statt. Die größte Weiterbildungsveranstaltung für die biologische Landwirtschaft Österreichs wurde heuer bereits zum 16. Mal abgehalten und stand diesmal unter dem Motto "Klima und Wandel". In Ihrer Eröffnungsrede stellte BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann fest: "Nie zuvor wurde in dieser Intensität über die Folgen der Erderwärmung berichtet und diskutiert. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Das Thema Klimakrise ist nun endgültig im Bewusstsein der Menschen und damit in der Gesellschaft insgesamt angekommen." Das sei auch wesentlich, um das Schlimmste noch verhindern zu können. "Es muss uns allen klar sein: Diese Herausforderung werden wir entweder als Gesellschaft gemeinsam lösen – oder wir werden gemeinsam daran scheitern", so die oberste Biobäuerin.
Lösungspotenzial der Landwirtschaft nutzen und steigern
Das bedeute auch, dass jeder Wirtschaftsbereich, jede Branche, ihren Anteil zu einer Lösung beitragen müsse. Niemand könne sich zurücklehnen oder gar die Verantwortung gänzlich auf andere abschieben. Auch die Landwirtschaft im Gesamten müsse ihre Rolle und ihre Verantwortung kritisch reflektieren. "Die Landwirtschaft als Branche insgesamt und wir als Bäuerinnen und Bauern haben ein großes Potenzial, zur Lösung der Klimakrise beizutragen. Schon jetzt wird das in einigen Bereichen getan, und noch mehr und in viel größerem Ausmaß muss in Zukunft getan werden", so Grabmann. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf den Green Deal der EU-Kommission, der die ambitionierte Zielsetzungen enthalte, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen - was unter anderem auch durch eine Stärkung der Bio-Landwirtschaft in Europa erreicht werden solle. Diese Ziele stünden allerdings in diametralem Widerspruch zu den angekündigten Einsparungen im Bereich der gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP), gerade im Bereich der zweiten Säule, also der Agrar-Umweltmaßnahmen. „Es wäre absolut unverständlich, wenn angesichts der Herausforderung der Klimakrise und des Green Deals gerade im Bereich der Nachhaltigkeit eingespart würde“, konstatierte Grabmann.
Kromp-Kolb: Haben allen Grund uns vor der Klimakrise zu fürchten
Im Anschluss vermittelte die Klimawissenschaftlerin Em.o.Univ.Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb in einem Vortrag die wesentlichen Fakten und Hintergründe zur globalen Klimaerwärmung und den daraus resultierenden Konsequenzen – für die Gesellschaft insgesamt und für den Bereich der Landwirtschaft. Wenn man so weiter macht wie bisher, wird im globalen Mittel ein Temperaturanstieg von 5 Grad Celsius bis Mitte des Jahrhunderts erreicht werden. Die Folgen einer solchen Erwärmung seien heute nicht vorstellbar. Denn schon ein Anstieg auf 1,5 Prozent – wie in den Klimazielen von Paris festgehalten – hätte zur Folge, dass eine große Anzahl an Städten zeitweise unbewohnbar würde. "Wir als Gesellschaft stehen jetzt vor der Entscheidung, ob wir den Anstieg bei 1,5 Grad begrenzen und damit die Situation noch stabilisieren wollen, oder ob wir in eine Phase der ständigen, unkontrollierbaren Erderwärmung eintreten", betonte die Klimawissenschaftlerin. Fest stehe: "Wir haben allen Grund uns vor dem Klimawandel zu fürchten."
Zentrale Rolle von Böden als CO2-Speicher - oder CO2-Quelle
Für die heimische Landwirtschaft bedeute ein weiterer Temperaturanstieg einerseits Mehrerträge, insbesondere im Grünland und hier besonders im Westen Österreichs. Andererseits werde es Verluste in Form von Ökosystemleistungen, etwa im Bereich der Bestäubung durch Insektenschwund, als auch in Form von zunehmenden Extremwetterereignissen geben. „In Summe wird die Landwirtschaft in Österreich Verlierer des Klimawandels sein“, resümierte Kromp-Kolb. Dagegen steuern sei durch Anpassung an den Klimawandel auf betriebsindividueller Ebene – etwa durch betriebserhaltende Maßnahmen wie Sortenwahl oder Anpassung der Bodenbearbeitung, sowie durch Investitionen, z.B. in Bewässerungsanlagen - und Minderung der Emissionen möglich.
In Zusammenhang mit Letztgenanntem wies Kromp-Kolb auf die zentrale Rolle von Böden als CO2-Speicher hin. Durch humusaufbauende Wirtschaftsweise könne dem Klimawandel entgegengewirkt werden, während durch Humusabbau das gespeicherte CO2 klimawirksam werde und den Treibhauseffekt weiter verstärke. Abschließend wies die Wissenschaftlerin darauf hin, dass es für eine Lösung notwendig sei, langfristig zu denken und auch die notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu setzen.