20 Feb 2017
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Autor:
red/ag
/ NOVOMATIC
NOVOMATIC veranstaltete zum mittlerweile fünften Mal einen institutionalisierten Austausch mit ihren relevanten Stakeholdern, bereits zum zweiten Mal war diese Veranstaltung auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Ziel des NOVOMATIC Stakeholder Dialogs ist es, zu jeweils aktuellen Themen mit Bezug zu Corporate Responsibility einen Diskussionsprozess anzustoßen und auf diese Weise ein gemeinsames Lernen zu erzeugen. In diesem Jahr stand ein Aspekt aus dem Bereich Diversity Management im Fokus: Der Mythos „Gläserne Decke“ sowie die möglichen Hintergründe für die im Vergleich zur männlichen Konkurrenz niedrige Quote an Frauen in Führungspositionen.
Foto: vlnr. Mag. Michael Köttritsch / Die Presse; Mag. Manuela Vollmann / abz*austria; Dr. Conrad Pramböck / Pedersen & Partner, Dr. Monika Poeckh-Racek / ADMIRAL Casinos & Entertainment AG; Manuel Bräuhofer / brainworker; Manuela Lindlbauer, MBA / Lindlpower Personalmanagement GmbH
Um ein Gefühl für die individuelle Wahrnehmung der Gläsernen Decke zu bekommen, wurden die Panelteilnehmer vorab ersucht, einen Wert von Eins bis Zehn zu vergeben für die subjektiv wahrgenommene „Dicke“ des Glases bzw. ob in diesem Zusammenhang nicht eher von Beton zu sprechen ist.
Bereits der Einstieg in das Thema offenbarte somit eine Bandbreite unterschiedlicher Ansichten: Nach Meinung von Frau Lindlbauer kann von einem „Zeitalter der Frau“ gesprochen werden, ihres Erachtens stehen Karriereoptionen jeder Frau offen, die „aufzeigt und sagt, sie kann und will“. Demgegenüber äußerte Frau Vollmann die Überzeugung, dass die Gläserne Decke zumindest als sehr hart zu bezeichnen ist, sie hält die fehlende Unterstützung von Politik und Gesellschaft als Hauptursache für die geringe Quote von Frauen in Führungspositionen. Ihres Erachtens sind besonders die Unternehmen in der Pflicht, für Chancengleichheit zu sorgen und führte als Beispiel u.a. die Porsche Strategie 2018 an (http://www.porsche.com/germany/aboutporsche/jobs/employer/equalopportunities/).
In diesem Zusammenhang wurde von Herrn Pramböck die Frage gestellt, warum Frauen weniger verdienen als Männer und beantwortete die Frage sogleich mit drei Thesen, die seines Erachtens zusammenspielen: Frauen wählen nach abgeschlossener Ausbildung schlechter bezahlte Jobs (1) in schlechter bezahlten Branchen (2) und kehren nach der Karenz äußerst selten in Vollzeitpositionen zurück ins Unternehmen. Beruflicher Aufstieg ist jedoch aktuell nach wie vor nur in Vollzeit möglich, hier ist die öffentliche Hand gefragt, attraktive Kinderbetreuungsangebote zu schaffen, insbesondere im ländlichen Raum.
Frau Poeckh-Racek ergänzte um ihre persönliche Erfahrung in ihrer Doppelfunktion als Mutter eines Kleinkindes und Führungskraft: Sie sah sich immer wieder mit verschiedenen Klischees konfrontiert, einschließlich des Vorwurfs der Rabenmutter. Nicht zuletzt deshalb, weil erfolgreiche role models, die das Dasein als Mutter und die gleichzeitige Ambition, Führungspositionen auszufüllen, zur täglichen Normalität erklären, fehlen. Frau Poeckh-Racek plädierte dafür, gerade im Punkt Karenzmanagement individuelle Lösungen und Wünsche zuzulassen. Frau Lindlbauer stimmte insofern zu, als sie die lange Karenzzeit in Österreich als „Segen und Fluch zugleich“ bezeichnete: In Frankreich werden berufstätige Mütter längst als Norm betrachtet, ihres Erachtens ist auch in Österreich ein anderes Mindset gefordert, das eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie als selbstverständlich ansieht. Ergänzend referenzierte Frau Lindlbauer auf eine kürzlich veröffentlichte Studie (abzufragen unter: www.lindlpower.com/studie) des von ihr geleiteten Karriereportals, wonach Unternehmen kaum mehr der Vorwurf der Gender-Diskriminierung gemacht werden kann: Vielmehr streben Frauen augenscheinlich weniger direkt Führungspositionen an als Männer.
Dieser These wurde seitens Frau Vollmann heftig widersprochen; ihres Erachtens ist die Frage „Wollen Frauen führen“ die falsche, vielmehr sollte die Frage nach den Rahmenbedingungen gestellt werden. Sie kann die zuvor geäußerte Beobachtung einer vollkommenen Gleichstellung von Frauen und Männern nicht bestätigen. Vielmehr würde ein „Management by Hoppala“ von den Unternehmen gepflegt; das Sicherstellen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist dringendste Aufgabe des Managements. Herr Bräuhofer ergänzte um den wichtigen Aspekt der Definition von Gender: Das soziale Geschlecht (Gender) gilt als anerzogen, die klassisch-konservative Aufgabenteilung sowie die Erwartungshaltung an Frauen in ihren Rollen als Mütter und Führungskräfte sind meist in der Kindheit begründet. Hier gilt es anzusetzen und den Grundstein für einen gesellschaftlichen Wandel zu legen.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer Väterkarenz thematisiert: Laut Zurufen aus dem Publikum ist es für Jungväter nicht immer möglich, das grundsätzlich bestehende Recht auch auszuüben, sei es, um gesellschaftliche Konventionen zu erfüllen, sei es, weil der eigene Arbeitgeber Hürden in den Weg legt. Mit Referenz auf dieses Beispiel aus dem Publikum forderte Frau Lindlbauer, bestehende Rechte auch konsequent einzufordern und durchzusetzen. Ein Umdenken auch in Unternehmen entsteht oftmals nur durch Druck von Außen, junge Väter sollten sich die Frage stellen, ob sie sich dem Druck ihres Unternehmens beugen möchten oder ob sie ggf. einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung ziehen sollten. Frau Elisabeth Mayerhofer, Gastgeberin eines Miniatur-World Cafés, bezog zu diesem Punkt nachdrücklich Stellung, indem sie erklärte, dass ein Unternehmen, das sechsmonatige Sabbaticals ermögliche, jedoch eine Väterkarenz ablehne, höchst unglaubwürdig agiert und betonte nochmals die Verantwortung des Top-Managements.
Die lebhafte und bisweilen auch kontroverse Diskussion wurde von Herrn Pramböck mit der zusammenfassenden Feststellung geschlossen, dass Chancengleichheit und Gleichberechtigung kein reines Frauenthema sind. Die Auswirkungen von verdeckter Diskriminierung bekommen auch Männer zu spüren, daher sollte im Sinn einer positiven Zukunftsorientierung gemeinsam darauf hingearbeitet werden, unterschiedliche Lebens(phasen)modelle gleichberechtigt und anerkannt „lebbar“ zu machen.
Dr. Monika Poeckh-Racek als Gastgeberin der Veranstaltung zeigte sich über die rege Beteiligung des anwesenden Publikums begeistert: „Die heutige Veranstaltung beweist einmal mehr, dass Diversity Management ein wichtiges Thema der Zukunft ist und weiterhin an Bedeutung gewinnen wird. Für uns von NOVOMATIC war es daher klar, diesem Thema eine eigene Stakeholder-Veranstaltung zu widmen, um einen gemeinsamen Austausch anzustoßen. Wie wir gesehen haben, ist die Frage nach der Gläsernen Decke durchaus emotional behaftet, nicht zuletzt deshalb, weil viele Aspekte dieses Themas tatsächlich essentiell sind.“
Im Rahmen von drei Miniatur-World Cafés unter der Leitung von Manuel Bräuhofer, Manuela Lindlbauer, MBA und Mag. Elisabeth Mayerhofer sowie Theresa Kaiser (Obfrau des Vereins Sorority) wurde über drei Fragen, die in diesem Zusammenhang als zentral erachtet wurden, intensiv weiter debattiert, das Ergebnis der angeregten Diskussionen an den Einzeltischen wurde dem Publikum kurz zum Abschluss präsentiert.